Ausbildung und Tätigkeiten eines Physiotherapeuten

Verfasst von Elisabeth Felde

Die Arbeit und Ausbildung zum Physiotherapeuten

Voraussetzungen, Inhalte und Berufsaussichten

Das Knie zwickt, der Rücken schmerzt und der Schulter ging es auch schon einmal besser. Neben Sportlern verschlägt es auch immer mehr Arbeitnehmer körperlich fordernder Jobs, aber auch der klassischen Vielsitzer- und Bürotätigkeiten zum Physiotherapeuten. Welche Aufgaben ein Physiotherapeut hat, wie die Ausbildung verläuft und wie die Zukunftsaussichten sind, liest du hier.

Berufsbild Physiotherapie: Die Hauptaufgaben eines/einer Physiotherapeut:in

Als Physiotherapeut:in therapiert man nach einer ärztlichen Verordnung Patienten anhand der vom Arzt gestellten Diagnosen den Patienten, beispielsweise durch manuelle Therapie. Die Beschwerden der Patienten beziehen sich dabei auf den Körperbau (Fehlstellungen, Fehlhaltungen, sowohl genetisch als auch durch eine falsche Lebensweise bedingt) und den Bewegungsapparat (Gehen, Transfer). Außerdem leiten die Physiotherapie präventive Maßnahmen ein. So bekommen Leistungssportler beispielsweise regelmäßige Physiotherapie-Einheiten, um möglichen oder für die Sportart typischen Verletzungen vorzubeugen. Außerdem werden schmerzlindernde Maßnahmen wie z.B. Massagen, Kälte- und Wärmetherapie und Verfahren zur Entspannung durchgeführt. Damit einhergehend muss der Physiotherapeut stets an der Motivation des Patienten arbeiten, damit er am Ball bleibt.

Je nach Zusatzqualifikationen, kann ein Physiotherapeut weitere Maßnahmen durchführen oder spezialisiert arbeiten. Außerdem führt er im Rahmen einer Operation oder anderen körperlichen Eingriffen Maßnahmen zur Rehabilitation durch.

Tätigkeiten in der Physiotherapie: ein vielfältiger Arbeitsalltag 

Zu Beginn einer Behandlung, die heutzutage maximal 45min dauert und im Durchschnitt 20min, führt der Physiotherapeut eine Anamnese durch. Dabei handelt es sich um ein Gespräch mit dem Patienten, in dem er so gut es geht seine Lebensumstände (Berufsleben, Familie, Alltag, Hobbies) und seine körperlichen Beschwerden. Es ist wichtig, nicht nur die ärztliche Diagnose zu fokussieren, sondern den Patienten mit seinen Beschwerden in Zusammenhang mit seinem Lebensstil zu bringen. Dann führt der Physiotherapeut eine Gang- und Haltungsanalyse durch, um mögliche Fehlstellungen bzw. Abweichungen von der Norm feststellen zu können. Je nach Problematik des Patienten, werden verschiedene Mobilisations-Maßnahmen, Muskelfunktionstests, Reaktions-, Gleichgewichtstests oder ähnliches durchgeführt. Außerdem werden Übungen mitgegeben, die der Patient zu Hause selbstständig durchführt. Die konkreten Aufgaben bzw. der Arbeitsalltag kann je nach Einrichtung und Patientenklientel variieren. In jenem Fall ist die Dokumentation des Prozesses wichtig, um die Entwicklung des Patienten und der körperbezogenen Beschwerden reflektieren und bewerten zu können. So kann der Behandlungsplan regelmäßig aktualisiert werden.

Die Ausbildung: der Weg zum Beruf

Physiotherapie ist vorrangig ein Ausbildungsberuf, da die praktische Arbeit am Patienten am wichtigsten ist. Dennoch ist es auch möglich, ein entsprechendes Physiotherapie-Studium zu absolvieren – dies wird meist ergänzend zu der Ausbildung (als duales Studium) oder als Weiterbildung (nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung) empfohlen.

Im Studium stehen dann wissenschaftliches Arbeiten und das Arbeiten auf Forschungsebene im Vordergrund. Die Ausbildung dauert in der Regel drei Jahre und wird im schulischen Rahmen durchgeführt. Sie ist seit 2020 schulgeldfrei, wobei in privaten Einrichtungen noch eine monatliche Gebühr zu entrichten ist. Mittlerweile gibt es auch Betriebe, bei denen die Ausbildung monatlich vergütet wird, wie z.B. an der Uniklinik Münster oder am Klinikum Osnabrück. Sie besteht sowohl aus theoretischen als auch aus praktischen Blöcken und endet mit dem Staatsexamen. Dabei gibt es unter anderem diese theoretischen Fächer:

  • Anatomie
  • Physiologie
  • Krankheitslehre
  • Bewegungslehre und -erziehung
  • Gesetzes- und Staatskunde
  • Sprache und Schrifttum
  • Befunds- und Untersuchungstechniken
  • Biomechanik
  • Psychologie, Sozialkunde, Pädagogik
  • Chirurgie, Orthopädie, Geriatrie

In den gesamten drei Jahren nimmt der theoretische Teil etwa 2900 Stunden ein. Für die Praxis werden in der Regel 1600 Stunden vorgesehen. Die verschiedenen Blockpraktika, die meistens 4-6 Wochen pro Einsatz umfassen, werden in Bereichen wie Orthopädie, Geriatrie, Innere Medizin, Chirurgie oder der Neurologie durchgeführt. Oft wird ebenso darauf geachtet, dass man mal in einer größeren Reha-Einrichtung, auf Station einer Klinik oder einer kleineren Einrichtung war. So bekommt man ein gutes Gesamtbild über die verschiedenen Arbeitsbereiche eines Physiotherapeuten.

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Der Job eines Physiotherapeuten ist sehr vielfältig. Genauso flexibel, ideenreich und anpassungsfähig sollte der Charakter des (angehenden) Physiotherapeuten sein. Es braucht sowohl körperliche als auch geistige Gesundheit: Nur so kann man ein Vorbild für die Patienten in Behandlung sein und anderen helfen, wieder fit zu werden. Zudem braucht man viel Geduld, Empathie, Durchhaltevermögen und ein dickes Fell, denn auch hier kann man es mit dem ein oder anderen schwierigen Patienten zu tun haben. Außerdem sollte man Interesse an Bewegung, Sport, die Anatomie und Physiologie und an die allgemeine Gesundheit des Menschen mitbringen. 

Zu den generellen Rahmenbedingungen gehört das Mindestalter von 18 Jahren (bis zum Antritt des ersten Praktikums), körperliche und geistige Gesundheit (wird meistens vor Antritt der Ausbildung durch einen Betriebsarzt im Rahmen einer Untersuchung ermittelt oder muss vom Hausarzt bescheinigt werden) und je nach Ausbildungsstelle wird ein DLRG-Schein oder andere Qualifikationen vorausgesetzt. Abhängig vom Ausbildungsplatz müssen zudem noch andere Voraussetzungen erfüllt werden.

Die Ausbildung zum Physiotherapeuten ist nicht zu unterschätzen – viele sprechen vorsichtig auch von einem "kleinen Medizinstudium". Die Berufsperspektiven sind dafür sehr gut und vielfältig. Physiotherapeuten werden aufgrund des demografischen Wandels, der sich immer weniger bewegenden Bevölkerung und der Zunahme an Extrem-Sportarten immer mehr gefragt. 

Das Gehalt ist abhängig von verschiedenen Aspekten, wie zum Beispiel lokalen Faktoren, der Einrichtung, in der man tätig ist oder der eigenen Spezialisierung. Durchschnittlich liegt das Einstiegsgehalt für Physiotherapeuten in Deutschland bei 1.900–2400 € pro Monat. 
 

Neurologisches Rehabilitationszentrum „Godeshöhe“ e. V.
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