Eigene Fragen im Vorstellungsgespräch

Verfasst von Darja Maibach|Veröffentlicht am 23.11.2020

Eigene Fragen im Vorstellungsgespräch

Warum und welche Fragen sollten Bewerber in Pflegeberufen stellen?

Jeder kennt die Phasen eines Bewerbungsgespräches, die von Smalltalk über die Vorstellung des Unternehmens zu der Selbstdarstellung des Bewerbers anhand des Lebenslaufs führen. Wie du neben dem letzten Part noch im Vorstellungsgespräch punkten kannst? Mit deinen eigenen Fragen! Dadurch kannst du zum einen wichtige ungeklärte Informationen abgefragen und andererseits Selbstbewusstsein, Interesse und Initiative zeigen. Wir verraten dir, welche Fragen du verwenden kannst.

Warum sollten eigene Fragen gestellt werden?

Auf die Frage, ob der Bewerber noch Fragen hat, sollte nicht mit “Nein” geantwortet werden. Meist werden eigene Fragen erwartet, ansonsten vergibt der Personaler bzw. die Personalerin unter Umständen Minuspunkte für Schüchternheit oder Desinteresse. Aus folgenden Gründen kommen eigene Fragen gut an: 

  • Sie verdeutlichen Interesse an dem Unternehmen, der Position und den Aufgaben 
  • Sie zeigen, dass sich der Bewerber mit dem Arbeitgeber beschäftigt hat
  • Sie beweisen das Vorbereiten auf das Gespräch
  • Sie zeugen von Zielstrebigkeit und Wissbegierde
  • Durch Rückfragen kannst du mehr über den Job, die Mitarbeiter:innen bzw. Kolleg:innen und das Unternehmen erfahren werden

Durch eigene Fragen können Pluspunkte gesammelt werden. Außerdem ist es von Vorteil, mehr über den Arbeitgeber zu erfahren und die Ergebnisse mit den eigenen Anforderungen an den neuen Arbeitsplatz zu vergleichen.
 

Eigene Fragen in Pflegeberufen

Pflegekräfte sind aufgrund des Personalmangels in Deutschland begehrt, was es den Bewerbern erleichtert, im Vorstellungsgespräch selbstbewusst aufzutreten. Doch es sollte bedacht werden, dass jeder Zehnte an Ängsten, Depressionen oder Burnout aufgrund von belastenden Situationen im Beruf leidet. Dabei sind besonders Pflegekräfte durch physische und psychische Belastungen durch Personalmangel, Überstunden, schlechte Bezahlung, wenig Prestige oder berufsfremde Tätigkeiten gefährdet. Um einer Überlastung oder im schlimmsten Fall einer Verschlechterung des gesundheitlichen Zustandes schon im Vorhinein vorzubeugen, sollten sich Bewerber nicht scheuen, während des Bewerbungsgespräches Fragen zu stellen. Auch können so eigene Wünsche besser verfolgt werden. Die folgenden Fragen können dabei helfen, im Gespräch mehr über die potentiellen zukünftigen Arbeitsbedingungen herauszufinden und noch mehr Infos und Antworten zu den Rahmenbedingungen zu bekommen.
 

Gibt es Tarifgehalt, flexible Arbeitszeiten oder zusätzliche Sozialleistungen?

Wie flexibel sind die Regelungen bei den Zeiten, wie hoch ist das Gehalt bzw. wird ein Tarifgehalt ausbezahlt oder erhalten die Arbeitnehmer zusätzliche Sozialleistungen? Bewerber können, um sich und ihr Wohlbefinden abzusichern, diese Punkte im Kopf haben und im Bewerbungsgespräch erfragen. Was geschieht zum Beispiel, wenn man mal nicht pünktlich zur Arbeit kommt, weil das Kind krank und zum Arzt gebracht werden musste? Ist es möglich in gewissen Situationen früher zu kommen oder zu gehen? Wird mit Vertrauensarbeitszeit gearbeitet oder einer Stechuhr? Solche Informationen verraten dem Bewerber wie flexibel der Arbeitgeber ist und gleichzeitig zeugen sie von Realitätssinn, Weitsicht und Verantwortungsbereitschaft im Job.

Werden Studien oder Weiterbildungen unterstützt?

Werden im Bildungsmanagement nicht nur berufliche, sondern auch persönliche Fortbildungen gefördert, bedeutet das einen Schritt in eine gute Arbeitsplatzkultur. Dies zu erfragen, kann sich für den Bewerber daher auch persönlich lohnen. Es darf nach den Weiterbildungsmöglichkeiten im Unternehmen gefragt werden. Werden Arbeitnehmer bei ihrem Wunsch sich weiterzuentwickeln unterstützt und werden die zusätzlichen Kurse oder Ausbildungen auch finanziell bezuschusst? Geschieht dies nur, wenn der Arbeitgeber eine solche Stelle gerade zu besetzen hat oder auch dann, wenn keine solche frei ist? Wird ein berufsbegleitendes Studium ermöglicht? 
 

Wie ist die Stimmung im Team?

Den Meisten ist die Atmosphäre am Arbeitsplatz und die Qualität der Beziehungen unter den Kollegen sehr wichtig. Dabei geht es vor allem darum, Freude an der Arbeit mit und neben den anderen Pflegekräften zu haben, bei der Arbeit Wertschätzung zu erhalten und ein gesundes und faires Betriebsklima zu erfahren. Daher sollte vor allem bei besonders belastungsanfälligen Arbeitsplätzen, wie sie in den Bereichen Altenpflege oder Krankenhäusern zu finden sind, auf die Unternehmenskultur geachtet und bei Bedarf danach gefragt werden. In einigen Unternehmen bekommen Bewerber beispielsweise die Möglichkeit eines unbeobachteten Austausches mit den potentiellen Kollegen oder einer Führung durch die Bereiche des zukünftigen Arbeitsplatzes. 

Abschließende allgemeine Hinweise:

  • Eigene Fragen können schon vor oder auch während des Gesprächs notiert werden
  • Je nachdem, wie ausführlich das Gespräch vorher war und die Antworten des Arbeitgebers auf deine Fragen sind, sind zwei bis vier Fragen in Ordnung
  • Eigene Fragen sollten nicht mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten sein, sondern offen formuliert werden, sodass möglichst viele Informationen erhalten werden


Bewerber sollten sich vor einem Bewerbungsgespräch möglichst gründlich über das Unternehmen informieren, in dem sie sich bewerben. So können Fragen vermieden werden, die durch einfache Recherchearbeit beantwortet werden könnten. Doch um sicher zu stellen, dass der Arbeitsplatz der richtige für den Bewerber, dessen Wohlbefinden und Gesundheit ist, sollten einige eigene Fragen gestellt werden.
 

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