Pflege Gewerkschaft Bochumer Bund

Verfasst von Elisabeth Felde|Veröffentlicht am 21.09.2020

Eine Gewerkschaft nur für die Pflege

Der Bochumer Bund

Abgesehen davon, dass die Corona Pandemie vieles durcheinander gebracht hat, gibt es vor allem einen positiven Aspekt, den sie mit sich bringt: Die Pfleger*innen und Pflegeeinrichtungen bekommen mehr Aufmerksamkeit. Im Radio, im Fernsehen, in Zeitungen u.a. öffentlichen Medien wird ihnen für ihre Arbeit gedankt. Das ist alles schön und gut. Doch warum bekommen Pfleger*innen erst jetzt so viel Anerkennung für ihre Arbeit? Und wird diese unabhängig vom Corona Virus bestehen bleiben? Die Arbeitsbedingungen in der Pflege sind bekanntlich verbesserungswürdig. Nun hat sich eine Gewerkschaft nur für Pflegekräfte gebildet. Kann sie sich durchsetzen?

Der Bochumer Bund

Im Jahr 2017 hat sich der Bochumer Bund, eine Gewerkschaft, also eine Vereinigung der Interessenvertretung, nur für Pflegekräfte, gebildet. Pflegestudent*innen der Hochschule für Gesundheit in Bochum rund um Gründer Benjamin Jäger haben sich dazu entschlossen, eine unabhängige Pflegegewerkschaft zu gründen, mit dem Ziel, Pfleger*innen zu helfen und deren Interessen zu stärken,  indem sie eng mit ihnen kooperieren. Plan ist es, regionale und landesweite Gruppen aufzubauen und mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Der Bochumer Bund soll ein politisch-gesellschaftlich einflussreiches Bündnis aus Pflegekammern, Gewerkschaften und Berufsverbänden sein. 

Ergänzung zu Pflegekammern

Der Fachkräftemangel in den Pflegeberufen ist hoch und die Arbeitsbedingungen in der Pflege verbesserungswürdig. Sowohl körperlich als auch psychisch fällt in der Pflegebranche schwere Arbeit an. Durch die geringe Anzahl an Personal kommen Überstunden dazu. Gleichzeitig entspricht die Vergütung nicht der wirklichen Arbeit, die geleistet wird. Diese Umstände führen dazu, dass Pfleger mit der Zeit unzufriedener werden, ihre Kräfte nachlassen und sie dementsprechend keine vernünftige Arbeit ausführen können. Für die Patienten gibt es kaum Zeit, da im Eiltempo gearbeitet wird. Bislang gibt es in einigen Bundesländern Pflegekammern: Sie werden von Pflegenden selbst verwaltet, damit möglichst realitätsbezogen an Verbesserungen der Versorgungsqualität gearbeitet werden kann. Dabei müssen alle beruflich Pflegenden eines Bundes Mitglieder der Organisation sein.

Da es hierbei mehr um die Qualität und Art der Pflege geht, haben sich die Arbeitsumstände an sich für die Pfleger*innen durch die Pflegekammern nicht unbedingt verbessert. Was dabei fehlt, ist eine berufseigene Gewerkschaft. Diese soll der Bochumer Bund bieten.

Aufmerksamkeit notwendig

Die meisten bestehenden Organisationen haben mehr politisches Gewicht als dass sie die aktuellen Probleme der Pfleger*innen bezüglich der Arbeitsbedingungen wahrnehmen und verbessern können. Viele Pflegekräfte sind beispielsweise enttäuscht von der Verdi. Dort ist ihr Organisationsgrad sehr gering. Ein Grund dafür liegt in der Geschichte: Krankenpflege war früher Aufgabe von Ordensschwestern, sodass Pflege im Unterbewusstsein noch den Ruf als „Dienst um Gotteslohn“ hat. Viele können den Gedanken, in erster Linie für die Patient*innen zu sorgen nicht mit dem Einstehen für eigene Bedürfnisse vereinbaren. Kleinere Einrichtungen, insbesondere die der ambulanten Pflege, finden kaum Zugang zu Gewerkschaften. Demnach brauchen auch und gerade Pfleger*innen eine unabhängige, auf ihre Bedürfnisse und Themen spezialisierte Pflegegewerkschaft, die Tarifverhandlungen führt und sich für ein angemessenes Gehalt, bessere Arbeitsbedingungen und langfristig stabile Arbeitsverhältnisse in der Pflege stark macht.

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Was fehlt dem Bochumer Bund noch?

Obwohl das Thema Fachkräftemangel und schlechte Arbeitsbedingungen in der Pflege, insbesondere durch die Covid-19 Pandemie sehr präsent sind, ist der Bochumer Bund den wenigsten in Politik, Öffentlichkeit und sogar der Pflege bekannt. Außerdem sind noch keine Streikkasse, kein Rechtsschutz für Mitglieder und keine Tarifpartner vorhanden. Die Finanzmittel können dabei durch einen monatlichen Mitgliedbeitrag, der bei 2 € beziehungsweise 5 € liegt, aufgestockt werden.

 

Die Grundidee des Bochumer Bunds, sehr eng mit den Beteiligten und Beschäftigen aller Pflegeberufe zusammenzuarbeiten, um so die aktuellen Arbeitsbedingungen der Pfleger einschätzen zu können, ist gut. Ziel ist es, ein politisch, gesellschaftlich einflussreiches Bündnis aus Pflegekammern und Berufsverbänden aufzubauen, um stark genug zu sein, damit Pfleger*innen in Zukunft unter besseren Umständen arbeiten und dafür angemessen bezahlt werden können. Dafür braucht er allerdings noch genügend Aufmerksamkeit, um neue Mitglieder werben zu können und die Forderungen zukünftig umsetzen zu können.

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