Gewalttätige Patienten: So verhältst du dich richtig
Was du bei der Deeskalation beachten solltest
Verfasst von Laura Hörner. Veröffentlicht am 11.01.2021.
Stelle dir vor, du hattest einen tollen Arbeitstag: Du hast all deine Aufgaben erledigt und sogar noch mehr geschafft, hattest Erfolgserlebnisse mit deinen Patienten und konntest mit deinem Fachwissen glänzen – und niemand bemerkt es. Keine lobenden Worte, kein anerkennendes Nicken und kein Wort des Dankes. So geht es leider vielen Menschen in Pflegeberufen. Dabei ist Feedback – sei es positiv oder negativ – unheimlich wichtig. Wie du deinen Kollegen und Mitarbeiter wertvolle Kritik gibst und wie lobende Worte am besten ankommen, erfährst du hier.
Wir selbst wissen nicht immer, ob wir etwas gut machen oder nicht. Schließlich haben wir oft nur wenig direkte Vergleiche und können nur schwer einschätzen, wie andere uns sehen. Dabei ist gerade das für uns unverzichtbar. Denn ohne diese Sicht von außen fällt es uns schwer, uns weiterzuentwickeln. Wer also zu seiner Arbeit weder positive noch negative Rückmeldung erhält, der fühlt sich oft unsicher und verändert nichts an seiner Arbeitsweise. Eine Weiterentwicklung ist dadurch viel schwerer möglich als wenn wir regelmäßig erfahren, wo unsere Stärken liegen und wo wir uns noch verbessern können. Zudem fördert gutes Feedback die Motivation und sogar die Zufriedenheit.
Zum anderen bringt ein Feedback auch immer eine gewisse Art von Wertschätzung mit sich. Wer jeden Tag zur Arbeit fährt, der tut das nicht ausschließlich für sich, sondern auch weil der das Gefühl hat, einen Unterschied zu machen und anderen zu helfen. Wird dieses Gefühl nicht bestätigt, kann das schnell frustrieren. Dabei geht es erst einmal gar nicht um die gesellschaftliche Wertschätzung, sondern viel mehr um die direkte Rückmeldung vom Chef, von den Patienten und den Kollegen.
Sogar negatives Feedback kann, wenn es richtig formuliert wird, indirekt eine positive Aussage haben.
Wir merken: Da ist jemand, der möchte, dass ich noch mehr aus mir raushole, der an mich glaubt und der sieht, was ich tue. In diesem Sinne hat eine negative Rückmeldung sogar eine bessere Wirkung als gar keine.
Du möchtest auch in der Pflege arbeiten?
Möchtest du eine Person kritisieren, dann weißt du wahrscheinlich schon ganz genau, was du sagen möchtest – aber einfach nicht, wie du es formulieren sollst. Dieses Problem hält viele davon ab, Dinge anzusprechen, die eigentlich angesprochen werden sollten. Mit diesen Tipps schaffst du es, auch negatives Feedback konstruktiv zu artikulieren.
Zuletzt ist es wichtig, die richtigen Formulierungen zu finden. Dazu benötigst du etwas Übung: Es kann helfen, diese vorher vor dem Spiegel zu proben, damit du in der Situation nicht zu den falschen Worten greifst. Geeignet sind subjektive Formulierungen wie „Ich finde, dass“, „Ich habe den Eindruck, dass“ oder „Mir ist aufgefallen, dass“. Damit machst du klar, dass es sich nicht zwingend um eine feststehende Tatsache handelt, sondern um eine persönliche Einschätzung. Dein Gegenüber wird sich durch ein „Ich finde, du könntest bei den Tätigkeiten X und Y noch ein wenig Tempo zulegen“ fairer beurteilt fühlen als durch eine generelle Aussage wie „Du arbeitest einfach zu langsam“.
Negative Worte zu finden, fällt uns oft gar nicht so schwer. Denn es ist viel einfacher, jemanden zu kritisieren, als seine positiven Eigenschaften hervorzuheben. Dabei gibt es an jedem etwas Positives zu finden, wenn man nur genau hinschaut. Um es dir ein wenig einfacher zu machen, haben wir auch zum Thema Loben ein paar Tipps:
Beziehe dich auf eine konkrete Situation, z.B.: „Wie schnell du da in der Notaufnahme reagiert hast, das fand ich wirklich bewundernswert.“ Das ist meist wirkungsvoller als eine generelle Aussage wie „Ich finde, du arbeitest immer sehr gewissenhaft.“
Vermeide es, andere zu loben, indem du dich selbst schlecht machst.
Vermeide zum Beispiel Formulierungen wie „Das hätte ich selbst nie gekonnt“ oder „Ich bekomme das sicher nicht so gut hin“. Damit gibst du dem anderen das Gefühl, dass er nun versuchen muss, dich zurück zu loben – und das ist ja nicht Sinn der Sache.
Vermeide es, den Eindruck zu vermitteln, dass du dich „einschleimen“ möchtest. Das kann vor allem dann passieren, wenn du direkte Vorgesetzte lobst. Auch diese freuen sich natürlich über nette Worte. Versuche hier aber besonders, sie aufrichtig klingen zu lassen und nicht zu übertreiben.
Verteile kein eigennütziges Lob.
Merkst du an, wie gut eine Kollegin Kanülen legt, nur um sie gleich darauf zu fragen, ob sie das doch bitte bei deinem Patienten auch gleich noch machen könnte, wird das nicht gut ankommen.
Lobe nur Eigenschaften, die wirklich positiv und relevant sind. Findest du nichts Gutes zu sagen, dann ist es meist besser, einfach gar nichts zu sagen.
Traust du dich nicht, ein direktes Lob auszusprechen, kann auch die Bitte um einen Ratschlag schon eine gute Möglichkeit sein, Anerkennung auszudrücken.
Feedback zu geben, muss gelernt sein. Denn wenn es sich nicht gerade um ein Lob handelt, sind die Themen oft heikel. Falsch formulierte Kritik kann demotivierend sein und sogar zur Verschlechterung der Situation führen, weshalb du dich auf solche Gespräche immer sehr gut vorbereiten solltest – egal, ob es sich um einen Kollegen oder einen deiner Mitarbeiter handelt. Mache also keine unüberlegten Aussagen und vergiss nie, dass auch deine Meinung nicht unfehlbar ist.