Eine junge Pflegerin gibt einer alten Frau ein Glas Wasser.

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 11.07.2022

Hitze & Senioren: Eine gefährliche Kombination

So schützt du Bewohner:innen bei einer Hitzewelle

Den Sommer bringen die meisten Menschen mit positiven Dingen in Verbindung: Sonne, Urlaub, Wandern, lange Abende auf dem Balkon... besser geht es kaum – oder? Viele vergessen dabei, dass die warme Jahreszeit auch ihre Schattenseiten hat. Die Wetterextreme, die sich durch den Klimawandel immer mehr verstärken, können nicht nur negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben, sondern sogar tödlich sein. Trotzdem wird die Gefahr immer noch unterschätzt. Warum das so ist und wie du sowohl deine gefährdeten Bewohner:innen als auch dich selbst während einer Hitzewelle schützen kannst, erfährst du hier. 

Welche Gefahren gibt es bei Hitze für Senioren?

Sicherlich kennst du die folgenden Symptome, wenn du dich im Sommer länger in der Sonne aufhältst: Du fühlst dich müde, beginnst zu schwitzen, bekommst vielleicht sogar Kopfschmerzen und Schwindelgefühle. Auch für Jüngere können hohe Temperaturen gefährlich sein, besonders jedoch betrifft Hitze alte Menschen. Das liegt unter anderem daran, dass sich der Körper mit dem Alter verändert und der Stoffwechsel herunterfährt. Dies hat dann zur Folge, dass sich die Körpertemperatur weniger gut regulieren kann. Viele ältere Menschen haben zudem ein verringertes Durstgefühl und können deshalb schnell dehydrieren. Zudem schwitzen sie nicht so schnell – klingt erst einmal nach einem Vorteil, allerdings nutzt der Körper den Schweiß, um sich abzukühlen. Wer wenig schwitzt, ist also anfälliger für Hitzeschäden. 

Hitzetote in Deutschland

An Hitze sterben: diese Todesursache ist in Deutschland kaum bekannt oder wird zumindest von vielen nicht ernst genommen. Dabei sprechen die Zahlen eine ganz andere Sprache. Laut Robert Koch-Institut gab es in den Sommern von 2018 bis 2020 rund 19.000 Hitzetote. Dabei handelt es sich um eine Schätzung auf Basis von statistischen Modellen, da Hitze nur sehr selten als direkte Todesursache angegeben wird. 

Hitze & alte Menschen: Das kannst du in der Pflege tun

Viele alte Menschen wissen natürlich, dass bei einer Hitzewelle Gefahr für sie besteht und halten sich deshalb von selbst in kühleren Räumen auf. Jedoch unterschätzen auch einige den Einfluss des heißen Wetters auf ihre Gesundheit. Gerade wenn sie pflegebedürftig sind, sind Bewohner:innen zudem oft auf die Hilfe von Pflegekräften angewiesen, um sich zu schützen. Das kannst du tun, um bei Hitze Senioren und Seniorinnen zu unterstützen:

  • Wichtig ist es zunächst einmal, dass du den Wetterbericht verfolgst. Denn nur wenn du weißt, dass ein Wetterextrem bevorsteht, kannst du auch richtig darauf reagieren. Der Deutsche Wetterdienst bietet eine App an, die dich rechtzeitig über Wetterwarnungen informiert. Hier kannst du sie herunterladen.

  • Unterstütze besonders Bewohner:innen mit Mobilitätseinschränkungen oder demenziellen Erkrankungen dabei, bei Hitze kühle Räume aufzusuchen. Oft sind sie selbst dazu nicht mehr in der Lage.

  • Achte verstärkt auf die Flüssigkeitszufuhr der Bewohner:innen, da Senioren bei Hitze oft zu wenig trinken. Du kannst dafür an heißen Tagen einen Trinkplan aufstellen, damit auch niemand vergessen wird. 

  • Eine veränderte Ernährung kann helfen, die hohen Temperaturen besser zu ertragen. Setze deshalb an heißen Tagen auf leichte Gerichte mit viel wasserhaltigem Obst und Gemüse. Statt großen, schwer verdaulichen Portionen sollte es bei Hitze für Senioren mehrere kleine Mahlzeiten geben.

  • Anstrengung kann die Hitzefolgen noch verstärken. Deshalb sollten Senioren an zu warmen Tagen (wie alle anderen Menschen auch) keinen anstrengenden Tätigkeiten nachgehen.

  • Am besten sorgst du dafür, dass die Bewohner:innen tagsüber bei hohen Temperaturen in den möglichst gekühlten Räumen der Einrichtung bleiben. Möchte sich doch jemand draußen aufhalten, ist eine schützende Kopfbedeckung sehr wichtig. 


Räume kühlen: So bleibt es auch ohne Klimaanlage angenehm

In vielen anderen Ländern sind Klimaanlagen und Deckenventilatoren Standard – in Deutschland sieht das anders aus – nicht einmal in Pflegeeinrichtungen gehören diese zum normalen Inventar. Das ist zwar gut für die Umwelt und spart Energie, leider gibt es so aber an besonders heißen Tagen nicht die Möglichkeit, die Räume schnell abzukühlen. Zudem existieren (anders als beispielsweise für Büros) keine Vorschriften für die Temperaturen in Pflegeheimen. 

Pflegekräfte müssen deshalb leider oft behelfsmäßig dafür sorgen, dass die Räume nicht zu warm werden. Eine wichtige Maßnahme ist das Öffnen der Fenster, wenn es draußen kühl ist – also in der Regel über Nacht, in den frühen Morgenstunden oder spät abends. Tagsüber solltest du die Fenster dann geschlossen halten, damit die kühle Luft möglichst nicht entweicht. Schließe zudem die Jalousien oder Vorhänge, um direkte Sonneneinstrahlung zu verhindern. Nicht immer sind diese jedoch vorhanden. In diesem Fall solltest du die Betten so verschieben, dass Bewohner:innen nicht in der Sonne liegen. Standventilatoren sind bei hohen Temperaturen ebenfalls eine große Unterstützung. Auf diese kannst du regelmäßig feuchte (nicht nasse!) Tücher legen, welche zusätzlich gegen die trockene Luft helfen.

Verhalten bei Hitze: Senioren mit Hitzschlag behandeln

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es passieren, dass Bewohner:innen doch einmal unter Hitzeerkrankungen leiden. Typische Symptome sind dabei unter anderem:

  • Erhöhte Temperatur

  • Ausgetrocknete und heiße Haut

  • Ein erhöhter Puls

  • Kopfschmerzen

  • Erschöpfung und Müdigkeit

  • Schwindel und Verwirrtheit

  • Erbrechen

  • Krämpfe


Beobachtest du bei Bewohner:innen solche Symptome, solltest du schnell handeln: Besonders bei stärkeren Symptomen wie Erbrechen, Krämpfen, Halluzinationen oder gar Bewusstlosigkeit musst du sofort eine Ärztin oder einen Arzt verständigen oder den Notruf kontaktieren. Kontrolliere dann die Atmung und das Bewusstsein, bis diese eintreffen. 

In jedem Fall muss die Person außerdem sofort an einen möglichst kühlen Ort gebracht und der Oberkörper hochgelagert werden. Anschließend solltest du ihr, wenn sie bei vollem Bewusstsein ist, Wasser anbieten. Bei einer benommenen Person solltest du die Beine hochlagern, bewusstlose Patient:innen müssen in die stabile Seitenlage gebracht werden. Kühle die Person mit feuchten Tüchern oder in Tücher eingewickelten Kühlpads im Nacken- und Kopfbereich sowie an den Armen. 

Wichtig: Die Symptome eines Sonnenstichs können zeitlich versetzt auftreten und machen sich oft erst spätnachmittags oder abends bemerkbar. Du solltest also Bewohner:innen, die der Sonne ausgesetzt waren, auch dann im Auge behalten, wenn sie nicht direkt Symptome zeigen.

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So schützt du dich gegen die Hitze 

Alte und pflegebedürftige Menschen leiden besonders unter hohen Temperaturen. Das bedeutet aber nicht, dass jüngere Pflegekräfte immun gegen Hitze sind! Auch du solltest an heißen Tagen deine Gesundheit schützen und gut vorbeugen. Dabei gelten für dich dieselben Regeln wie für deine Patient:innen: Raus aus der Sonne, viel trinken (!) und kurze Pausen einlegen, wenn du dich wegen der Hitze erschöpft fühlst. Vorübergehend hilft es, deine Handgelenke mit kaltem Wasser zu kühlen. Auch kleine Erfrischungssprays, die du in der Drogerie kaufen oder einfach selbst machen kannst, sorgen für Erleichterung. Der Geheimtipp vieler Pflegekräfte sind kleine Taschenventilatoren, die eine Abkühlung für zwischendurch ermöglichen. Höre auf deinen Körper und riskiere keine Überanstrengung – das ist auch im Interesse deiner Bewohner:innen!

 

Hitze ist ein unterschätztes Risiko – die Folgen haben vor allem Seniorinnen und Senioren zu tragen. Besonders wichtig ist es deshalb, auf das Thema aufmerksam zu machen. Hat deine Einrichtung noch keine Vorkehrungen getroffen, solltest du dies auf jeden Fall ansprechen. Auch im privaten Umfeld ist es wichtig, für das Thema zu sensibilisieren. Oft wissen alte Menschen nicht einmal selbst, dass sie Hitze weniger gut vertragen als früher. Schließlich schwitzen sie sogar weniger und haben weniger Durst – sie fühlen sich also meist nicht unbedingt schlechter, wenn es heiß ist. Sprich mit den älteren Personen in deinem Umfeld und denjenigen, welche sich um sie kümmern darüber – vielleicht verhinderst du auf diese Weise den ein oder anderen Hitzschlag!
 

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.