Hast du schon Pläne für deinen Wiedereinstieg? Wird es für dich schwierig sein, wieder als OTA zu arbeiten?
Pläne habe ich tatsächlich schon einige. Ob die so aufgehen ist eine andere Frage. Ich möchte zumindest versuchen, zunächst weiterhin Vollzeit arbeiten zu gehen. Denn Teilzeit im Sinne von „ich fang um 8:00 Uhr an zu arbeiten und gehe um 13 Uhr nach Hause“ ist leider kaum realisierbar. In meiner Klinik ist es so, dass man ganze Tage frei bekommt als Teilzeitkraft oder vielleicht 2 Stunden früher Feierabend hat.
Mein Plan ist jedoch überwiegend Bereitschaftsdienste zu machen, denn so kann ich später mit der Arbeit anfangen und habe den Folgetag komplett frei. Da ich sehr viele Kollegen habe die Eltern sind, weiß ich dass es sehr gut geht. Wie bei allem ist es eine Frage der richtigen Organisation – und mein Kind hat ja auch noch einen Papa, der es ebenso gut versorgen kann wie ich.
Hund, Kind, Arbeit, Freizeit – Wie bekommst du alles unter einen Hut?
Wie eben bereits erwähnt: Organisation ist das A und O. Übrigens auch auf der Arbeit, wenn man sein Zeitmanagement optimal ausnutzt und sich Wege sparen möchte.
Mein Mann ist eine große Stütze und natürlich auch eine große Hilfe. Aber seien wir mal realistisch. Perfekt unter einen Hut bekomme ich das alles nicht. Ich habe das Glück, dass mein Hund sehr genügsam und auch mit weniger Action zufrieden ist. Spaziergänge kann ich glücklicherweise mit Hund und Kind immer kombinieren. So lernt es nämlich direkt, dass man bei Wind und Wetter an die frische Luft gehen kann. Wenngleich unser Hund bei der aktuellen Wetterlage lieber eine Katzentoilette hätte und den ganzen Tag verschlafen würde.
Aber oftmals liege ich abends im Bett, ärgere mich, was ich alles am Tag nicht geschafft habe. Meine To-Do-Liste ist sehr lang und meine Ansprüche an mich selbst sind sehr hoch. Zu akzeptieren, dass ich mit Kind nicht mehr so viel am Tag erledigen kann wie früher, fällt mir sehr schwer.
Dir ist Spaß an der Arbeit sehr wichtig. Wie schaffst du es, bei einem so “ernsten” Alltag, den Humor nicht zu verlieren und deine gute Laune zu behalten?
Gute Frage! Es ist natürlich immer abhängig von der Situation und auch von den Kollegen. Bei Eingriffen, die wirklich absolute Ruhe und vollste Konzentration benötigen, muss man ernst bleiben. Aber zwischendurch ist es wichtig auch mal gemeinsam lachen zu können. Das ergibt sich meistens aus Situationen, die zuvor geschehen sind. Sei es ein Versprecher oder eine komische Bewegung. Wenn man auf einer Welle mit seinen Kollegen ist, dann kommt die gute Stimmung von ganz alleine!
Tatsächlich habe ich das Glück, dass wir uns in meiner Klinik auch sehr gut mit allen Kollegen verstehen. So hat man beispielsweise vor der Pandemie gemeinsame Feiern mit ärztlichem und pflegerischem Personal geplant. Allerdings läuft es nicht überall so gut, was ich persönlich sehr schade finde. Denn wenn man das Ganze mal genauer betrachtet, verbringt man sein halbes Leben auf der Arbeit und da sollte das Verhältnis zumindest zum Großteil seiner Kollegen gut sein.
Auf deinem Instagram Kanal sprichst du darüber, dass du Menschen dazu bewegen möchtest, sich für Berufe in der Pflege (oder im speziellen für den Beruf OTA) zu entscheiden. Was muss deiner Meinung nach noch getan werden, damit mehr Menschen einen Beruf in der Pflege ergreifen – und mit dieser Entscheidung auch glücklich werden?
Man hört und liest es immer wieder. Die Berufe müssen einfach attraktiver werden. Das heißt nicht nur die Bezahlung muss angepasst werden. Es ist durchaus nicht gerade wenig, besonders wenn man bedenkt wie viel man bereits in der Ausbildung verdient im Vergleich zu anderen Ausbildungen. Aber im Verhältnis zu der Verantwortung, die man trägt ist es meines Erachtens einfach noch zu wenig.
Auch ist die Bezahlung der Dienste einfach nicht wertschätzend genug. Dafür dass man so viel Zeit und Verantwortung aufbringt.
Was aber viel wichtiger ist, sind die Arbeitsbedingungen. Es kann einfach nicht sein, dass man an drei von vier Wochenenden arbeitet. Und wenn es auch nur Rufbereitschaft ist, so kann man trotzdem nicht entspannen und beispielsweise abends gemütlich ein Gläschen Wein trinken. Auch kann es nicht sein, dass man unzählige Überstunden macht, weil es einfach nicht möglich ist, pünktlich Feierabend zu machen. Man arbeitet mittlerweile nahezu an jedem Feiertag, weil einfach das Personal fehlt, um die Feiertage untereinander aufzuteilen. Das alles macht die pflegerischen Berufe leider äußerst unattraktiv.