Polypharmazie – Ist weniger mehr?
Polypharmazie ist ein wichtiges Thema in der Pflege, denn es scheint eine lineare Beziehung zwischen der Anzahl der eingenommenen Medikamente und der Häufigkeit von arzneimittelbezogenen Problemen zu bestehen. Für jedes zusätzliche Medikament steigt also das Risiko für die Einweisung in ein Krankenhaus oder in ein Pflegeheim.
Wie du dazu beitragen kannst, Polypharmazie zu vermeiden
Um negative Folgewirkungen von Polypharmazie bzw, Multimedikation zu verringern, stehen ein guter Medikationsplan mit sämtlichen Arzneimitteln, sowie eine enge Zusammenarbeit zwischen Pflegeprofis, Ärzten, sowie Apothekern an erster Stelle. Vor allem bei der Beobachtung der Patienten spielst du als Teil der Pflege eine entscheidende Rolle. Folgendes kannst du in deiner täglichen Arbeit berücksichtigen:
1. Beobachten:
Als Pflegepersonal kennst du die Patienten häufig besser als die Ärzte. Du solltest deshalb den Gesundheitszustand des oder der Patientin genau beobachten, um unerwünschte Arzneimittelwirkungen feststellen zu können und wenn an einen Arzt oder eine Ärzting zu melden. Mögliche Folgewirkungen einer Polypharmazie können sein:
- Der/die Patient:in fühlt sich trotz der vielen eingenommenen Medikamente nicht gut
- Schlechter Appetit und ungewollter Gewichtsverlust
- Bluthochdruckkrise
- Kognitive Defizite, Stürze, hilfloses Liegen
- Verwirrtheit
- Stark eingeschränkte Nierenfunktion (eGFR <40ml/min)
- Subjektives Gefühl der Überanstrengung / Ermüdung bei alltäglichen Aktivitäten
- Alltagsaktivitäten kann der/die Patient:in nicht mehr ohne fremde Hilfe bewerkstelligen (Waschen, Anziehen, Gehen, Treppensteigen, Essen, Toilette ..)
- Sonstige neue Symptome
Solltest du eine Veränderung oder einen Verdacht auf Polypharmazie feststellen, muss eine situationsbedingte Überprüfung der Medikation durch den Arzt durchgeführt werden. Bei dieser Medikationsveränderung wird dir außerdem mitgeteilt, auf welche Symptome du in Zukunft besonders achten solltest.
2. Dokumentieren:
Viele unerwünschten Arzneimittelwirkungen lassen sich dabei nur schwer von den Symptomen bestehender oder neu auftretender Krankheiten unterscheiden. Dies hat manchmal eine weitere Verschreibung von Medikamenten zur Folge. Aus diesem Grund ist eine konsequente Erfassung von Veränderungen und neuen Beschwerden in der Pflegedokumentation sehr wichtig. Auch der Medikationsplan sollte immer im Blick behalten werden.
Polypharmazie birgt ein dramatisch unterschätztes Gefahrenpotential in sich. Vor allem bei älteren Patienten können unerwünschte Folgewirkungen durch eine Einnahme von mehreren Medikamenten hervorgerufen werden. Doch mit einer sorgfältigen Beobachtung und Dokumentation kannst du als Pflegekraft einer Polypharmazie und ihren negativen Auswirkungen unter Umständen entgegenwirken.