Verfasst von Sarah Derkaoui.
Was macht eine gute & störungsfreie Übergabe aus?
Worauf es bei der Schichtübergabe in der Pflege ankommt, lernen Pflegekräfte in Ausbildung und Studium. Doch im Arbeitsalltag verläuft die Übergabe nicht immer störungsfrei. Klar, dass du dir die Frage stellst: Wie unterscheide ich zwischen zu vielen oder überflüssigen Informationen und professioneller, strukturierter Informationsweitergabe? In diesem Artikel liest du, was bei der Übergabe in der Pflege wichtig ist und wir zeigen dir in 5 hilfreichen Tipps, wie du eine gute Übergabe im Berufsalltag umsetzen kannst.
Als Pflegekraft weißt du: Kommunikationsfehler können direkte Auswirkungen auf die Gesundheit von Patient:innen oder Bewohner:innen haben. Das zeigen auch Statistiken: Die Gesellschaft für Qualitätsmanagement in der Gesundheitsversorgung e.V. ermittelte etwa, dass fehlerhafte und unvollständige Kommunikation für etwa 80 Prozent der schwerwiegenden Fehler im weiteren Behandlungsverlauf verantwortlich ist.
Diese Punkte machen eine gute Schichtübergabe aus:
Die Frage aller Fragen, denn: Ist es wirklich wichtig, ob Herr Müller nächste Woche eine neue Brille bekommt und dass Frau Schmitt heute Besuch hatte? Das kommt ganz darauf an. Vielleicht löst der Termin für die Brillenanpassung bei Herr Müller große Anspannung aus, oder Frau Schmitt wirkt plötzlich verändert, weil der Besuch sie beschäftigt hat.
Diese Informationen könnten also für die nachfolgenden Kollegen wichtig sein. Deine Empathie und deine Erfahrung sind hier in der Regel gute Wegweiser – das möchten wir gerne vorausschicken, bevor wir uns im Anschluss die wichtigsten Inhalte einer guten Übergabe ansehen.
Jede Schichtübergabe sollte drei Felder abdecken:
Zusammengefasst geht es dabei um folgende Punkte:
Um tatsächlich alle wichtigen Punkte besprechen zu können, sollte die Gesprächsleitung eine zügige Abwicklung sicherstellen, indem z.B. ein zeitliches Limit festgelegt wird.
Je nach eingesetztem Pflegemodell (Funktionspflege vs. Primary Nursing) unterscheidet sich die Übergabestruktur. In der Funktionspflege werden Veränderungen und Aufgaben beispielsweise eher in alphabetischer Reihenfolge der Bewohner:innen oder anhand der Zimmernummern besprochen. Bei der Bezugspflege kann das Team unterteilt werden.
Es gibt drei Formen der Schichtübergabe in der Pflege. Die mündliche Übergabe, die schriftliche (=stumme) Übergabe und die Übergabe vor Ort am Patientenbett. Oft unterscheidet sich selbst in der gleichen Einrichtung die Art der Übergabe abhängig vom jeweiligen Bereich.
Hierbei handelt es sich um ein direktes Gespräch zwischen den Beteiligten. Du erfährst alles Wichtige direkt von deinen Kolleg:innen und hast die Möglichkeit, bei Unklarheiten nachzufragen. Vielleicht hast du aber auch schon die Erfahrung gemacht, dass es Kolleginnen oder Kollegen gibt, die bei der mündlichen Übergabe vom Thema abkommen oder denen es schwerfällt, sachlich zu bleiben. Das kostet wertvolle Zeit.
Eine stumme Übergabe verläuft rein auf Basis der Patientenakte. Das direkte Gespräch mit den Kolleg:innen aus der vorhergehenden Schicht fällt weg. Möglich ist das natürlich nur, wenn die Pflegedokumentation präzise und ausführlich erfolgt. Ungenaue Aufzeichnungen sind eine Fehlerquelle, die schwerwiegende Folgen nach sich ziehen kann, du kennst schließlich die Regel: Was nicht in der Akte steht, ist nicht passiert.
Da du nicht direkt mit dem vorigen Dienst kommunizierst, bist bei dieser Übergabe-Form daher vollständig auf die Dokumentation in der Patientenakte angewiesen.
Bei dieser Übergabe-Form wird die Übergabe am Patientenbett abgewickelt. Auf diese Weise können Besonderheiten des Versorgungs- und Pflegeprozesses direkt veranschaulicht werden. Da Patienten und Patientinnen so an der Übergabe beteiligt werden, kann es allerdings dazu kommen, dass diese die Übergabe mit einer Pflegevisite verwechseln und z.B. offene Fragen stellen möchten. Dadurch kann die Übergabe in die Länge gezogen werden.
Informiere dich hier über verschiedene Einrichtungen und wie sich dich mit Weiterbildungen, in gesundheitlichen Themen oder im Privatleben unterstützen können:
→ Pflegeeinrichtungen & Kliniken in Berlin
Viele Pflegende ziehen die mündliche Übergabe anderen Übergabeformen vor. Doch die Erfahrung aus dem Pflegealltag zeigt, wie störungsanfällig diese häufig ist – eine gute Übergabestruktur will schließlich gelernt sein. Unsere Checkliste hilft dir dabei.
In den meisten Einrichtungen ist dreimal täglich Schichtwechsel. Und bei jeder Schichtübergabe schwingt das Risiko für eine unvollständige oder fehlerhafte Weitergabe von Informationen mit. Ganz können wir das wahrscheinlich nie ausschalten – wir sind schließlich alle nur Menschen. Aber wir haben ein paar Tipps für dich zusammengefasst, mit denen du das Risiko für ‘Störfälle’ hoffentlich minimieren kannst.
Die Faustregel “So umfassend wie nötig, so knapp wie möglich”, kommt dir vielleicht noch aus deiner Ausbildungszeit bekannt vor. Sie ist tatsächlich ein guter Maßstab dafür, wie lang oder kurz eine Übergabe dauern sollte. An manchen Tagen wirst du vielleicht schon nach 15 Minuten alles Wichtige gesagt haben – wenn deine Schicht besonders ereignisreich war, kann es aber auch doppelt so lang dauern.
Auch während der Schichtübergabe muss ein reibungsloser Betrieb auf der Station gewährleistet bleiben. Das heißt aber nicht, dass die Übergabe ständig unterbrochen werden muss, weil das Telefon klingelt oder Patienten Unterstützung benötigen. Stattdessen können Pflegekräfte, die nicht an der Übergabe beteiligt sind, diese Aufgaben übernehmen.
Das A und O für eine störungsfreie Übergabe ist Sachlichkeit. Für Privatgespräche am Telefon oder unter Kolleg:innen sind die Pausen da. Wer das nicht beachtet, zieht die Übergabe auf Kosten aller Kolleg:innen in die Länge. Sollten Konflikte bestehen, zu denen es Klärungsbedarf gibt, kann dies nach der Übergabe erfolgen.
Ist die Übergabestruktur für alle Beteiligten klar? Gibt es Verbesserungsvorschläge oder Unsicherheiten? Diese Fragen sollten in Teambesprechungen regelmäßig thematisiert werden, um alle Pflegekräfte mit den wichtigsten Punkten der Übergabestruktur vertraut zu machen.
Zugegeben – wenn es Kolleg:innen gibt, mit denen du dich einfach super verstehst, kann es nun einmal passieren, dass man während der Übergabe vom Thema abkommt. Aber: Letztendlich zählt die Zeit der Übergabe genauso zur Arbeitszeit wie aktive Versorgungsleistungen am Patienten. Je effizienter der Fokus gewahrt wird, desto schneller und strukturierter kann alles Wesentliche ausgetauscht werden. Plus: Die Fehlerquote sinkt.
Der Vorteil der mündlichen Schichtübergabe in der Pflege ist der direkte Kontakt, der es dir ermöglicht, nachzuhaken, falls etwas unklar ist. Andererseits ist hier das Risiko größer, Privates und Dienstliches im Gespräch zu vermischen oder vom Thema abzukommen.
Bei der schriftlichen Übergabe verlässt du dich auf die Dokumentation der vorigen Schicht. Du weißt in diesem Fall (nur) so viel, wie in der Akte steht. Einerseits wird der persönliche Störfaktor hier ausgeschaltet, andererseits ist aber auch das Teamgefühl gleich null.
Du siehst: Beide Formen haben ihre Vor- und Nachteile. Deshalb wenden manche Teams eine kombinierte Version an – sie besprechen die Informationen unter Nutzung der schriftlichen Dokumentation im Dienstzimmer.
Für einen reibungslosen Versorgungsprozess und einen strukturierten Ablauf im Arbeitsalltag ist eine geregelte Informationsweitergabe extrem wichtig. Mit diesem Artikel haben wir dir gezeigt, worauf es bei der Schichtübergabe in der Pflege ankommt, welche Inhalte thematisiert werden sollten und welche Übergabeformen es gibt.
Wir hoffen, dass wir dir mit unserer Checkliste und unseren Tipps den anspruchsvollen Alltag in der Pflege etwas erleichtern konnten!
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