Eine Krankenpflegerin läuft eine Treppe herunter

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 01.09.2022

Springerpool in der Pflege: Vor- und Nachteile

Lohnt sich die Arbeit in einem Springerpool?

Der Personalnotstand ist heute praktisch nicht mehr aus der Pflege wegzudenken. Viele Einrichtungen sind chronisch unterbesetzt und Mitarbeiter:innen stehen ständig unter Stress. Noch schlimmer wird die Situation, wenn Kolleg:innen wegen Krankheit kurzfristig ausfallen. Dann müssen Pflegekräfte nämlich oft ihre freien Tage opfern und können sich selbst nicht mehr richtig erholen – was wiederum zu vermehrten Krankmeldungen führen kann. Um diesen Kreislauf zu durchbrechen, setzen einige Einrichtungen auf einen Springerpool. Doch was hat es damit eigentlich auf sich und welche Vor- und Nachteile haben die sogenannten Flexipools?

Das Konzept Springerpool in der Pflege: Pflegekräfte als „Reserve“

Normalerweise sind Pflegekräfte in einem Krankenhaus in einer festen Station tätig. So arbeiten sie zum Beispiel im OP, in der Psychiatrie, in der Onkologie oder in einem der anderen Fachbereiche, die Teil einer Einrichtung sind. Einige Pflegekräfte haben sich auch durch Weiterbildungen auf einen bestimmten Fachbereich spezialisiert. 

Etwas anders sieht das bei einem Springerpool (auch Flexipool genannt) aus. Dieser besteht aus einem Team von Pflegekräften, die praktisch auf jeder Station einsetzbar sind. Fällt also beispielsweise eine Pflegerin in der Geriatrie aus, wird ein Pfleger aus dem Springerpool für diese Zeit dorthin geschickt. Herrscht in der Woche darauf Personalmangel in der Gastroenterologie, hilft er dort aus. Als Springer:in hast du also keinen festen Platz, sondern arbeitest immer dort, wo du gerade am meisten gebraucht wirst. Das bedeutet einerseits, dass du im Flexipool viel Anpassungsfähigkeit und im besten Fall auch viel Erfahrungen mitbringen solltest, um dich schnell in die Prozesse auf einer neuen Station einzufügen. Andererseits musst du spontan sein: Wenn du in einem Springerpool in der Pflege arbeitest, weißt du oft erst am Morgen, wo du an diesem Tag arbeiten wirst. Bei den einzelnen Einsätzen kann es sich um einen einzigen Tag, aber auch einen Zeitraum von mehreren Wochen handeln – eben so lange, wie du als Springer:in dort gebraucht wird.

Selbstverständlich wird auch im Flexipool deine Erfahrung berücksichtigt. Gerade in Bereichen wie der Intensivstation oder im OP wirst du nicht einfach ins kalte Wasser geworfen, wenn du dort zuvor noch nicht gearbeitet hast. Stattdessen erhältst du eine umfangreiche Einarbeitung oder wirst für diese Stationen gar nicht erst eingeplant.

Was sind die Vor- und Nachteile eines Springerpools?

Der Springerpool im Krankenhaus und in Pflegeeinrichtungen wird prinzipiell als positives Konzept wahrgenommen – und zwar nicht nur von den Pfleger:innen, die dadurch entlastet werden. Auch viele Pflegekräfte, die im Springerpool Erfahrungen gesammelt haben, schätzen die Vorzüge dieser Arbeitsweise.

Vorteile eines Springerpools

  • Ein Springerpool unterstützt dabei, Personalengpässe auszugleichen und entlastet so Pflegekräfte. Diese müssen dank den Springer:innen nicht mehr an ihren freien Tagen einspringen und haben eine bessere Work-Life-Balance.

  • Wenn du im Flexipool in der Pflege arbeitest, kannst du deine Arbeitszeiten oftmals selbst festlegen. So kannst du beispielsweise angeben, dass du nur zu bestimmten Uhrzeiten oder an bestimmten Tagen eingesetzt werden kannst. Auch unbeliebte Nachtschichten lassen sich so vermeiden. 

  • Als Pflegekraft kannst du im Springerpool im Krankenhaus Erfahrungen sammeln, die du nicht machen würdest, wenn du immer nur auf derselben Station arbeiten würdest. Du entwickelst dich so schnell weiter und hast viele Einblicke.  

  • Einige Einrichtungen bieten für Pflegekräfte im Springerpool zusätzliche Benefits an, um die Arbeit attraktiver zu machen. Das können zum Beispiel ein höheres Gehalt oder mehr Urlaubstage sein. 

  • Auch für die Einrichtung selbst hat ein Springerpool viele Vorteile. Diese muss keine (meist teureren) externen Zeitarbeitskräfte anheuern, spart dadurch Zeit und muss weniger Betten wegen Personalengpässen schließen.


Nicht immer ist es so, dass der Flexipool die Pflege oder die Arbeitsbedingungen verbessert. Denn das Konzept bringt zwar viele Vorteile mit sich, du solltest jedoch auch die Kritikpunkte kennen.

Nachteile eines Springerpools

  • Springer:innen müssen erst eingearbeitet werden, bevor sie ihre Arbeit auf einer neuen Station beginnen können. Dafür wird viel Zeit benötigt.

  • Als Springer:in kannst du dich nur begrenzt in Fachbereiche einarbeiten, da du immer wieder wechselst. 

  • Der ständige Wechsel und der Einsatz auf Stationen mit Personalmangel wird oft als stressig empfunden.

  • Wenn du in einem Springerpool im Krankenhaus arbeitest, hast du kein festes Team, sondern musst dich immer wieder auf unterschiedliche Menschen einstellen. Das kann zwar seinen Reiz haben, wird jedoch von vielen eher als Nachteil empfunden. Es entwickelt sich so kaum ein Zugehörigkeitsgefühl. 

  • Die Organisation eines Springerpools ist sehr kompliziert. Oft wird die Einteilung noch manuell betrieben und kann deshalb sehr zeitaufwendig und ineffizient sein. Trotz eines großen Mitarbeiterpools kommt es deshalb immer wieder vor, dass Personalengpässe nicht ausreichend ausgeglichen werden können.

     

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Springerpool Pflege: Gehalt & Zulagen

Verdienen Springer:innen mehr? Genaue Daten gibt es zum Gehalt im Springerpool nicht. Dieses richtet sich wie auch bei der Stationsarbeit nach deiner Berufserfahrung, deinen Qualifikationen und der Einrichtung, in der du arbeitest. Dein Gehalt ist also mit dem vergleichbar, was du auf Station verdienen würdest.  Einige Krankenhäuser mit Flexipool bieten ihren Springer:innen jedoch attraktive Zulagen an. Im Landkreis Passau erhalten diese etwa 350 € brutto mehr im Monat, im Helios Klinikum Krefeld sind ebenfalls 300 € brutto extra drin – um nur zwei Beispiele zu nennen.

Springerpool vs. Zeitarbeit: Was ist der Unterschied?

Die Arbeit in einem Springerpool hat viele Parallelen zur Anstellung in einer Zeitarbeitsfirma. Du kannst deine Arbeitszeiten selbst festlegen, wechselst immer wieder deinen Einsatzort und wirst oftmals besser bezahlt. Im Prinzip kann man Zeitarbeit als eine Art Flexipool bezeichnen. Der Unterschied: Bei der Arbeit in einem Springerpool oder Flexipool arbeitest du nur in einer Einrichtung. Du bist also zum Beispiel in einem Krankenhaus angestellt und wechselst dort je nach Bedarf die Stationen. Als Zeitarbeiter:in hingegen arbeitest du bei einer Firma, die dich in unterschiedlichen Einrichtungen einsetzt. Das bedeutet, dass du hinsichtlich deines Einsatzortes noch flexibler sein musst und gegebenenfalls auch längere Anfahrtswege in Kauf nimmst.

 

Ob die Arbeit in einem Springerpool in der Pflege für dich das Richtige ist, musst du ganz nach deinen individuellen Präferenzen entscheiden. Viele Springer:innen schätzen das hohe Mitspracherecht bei den Arbeitszeiten, die Abwechslung und die finanziellen Anreize. Anderen fehlt im Flexipool die feste Zugehörigkeit zu einem Team und die Routine, die mit einem festen Einsatzort einhergeht. Spannend kann eine Tätigkeit im Flexipool zum Beispiel zu Beginn deiner Pflegekarriere sein. So lernst du schnell alle möglichen Fachbereiche kennen und kannst dich für einen entscheiden, in welchem du später fest arbeiten möchtest. Auch für Eltern ist die zeitliche Flexibilität im Springerpool zudem eine gute Möglichkeit, Arbeit und Familie besser vereinbaren zu können. 
 

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.