Eine Pflegerin unterstützt einen alten Mann beim gehen und lacht freundlich.

Verfasst von Elisabeth Felde|Veröffentlicht am 27.09.2021

Tagespflege – am Tag betreut und abends zuhause

Was ist die Tagespflege und für wen ist sie geeignet?

Beruf, Familie, Freizeit – und die Pflege eines Angehörigen? Das kann im Alltag zu einer echten Belastungsprobe werden. Wenn ein Familienmitglied pflegebedürftig wird, möchten viele die Betreuung so lange es geht selbst übernehmen. Hierbei stellt sich jedoch häufig die Frage: Wie kann der/die pflegebedürftige Angehörige versorgt werden, ohne dass das eigene Leben eingeschränkt wird oder sich das geschwächte Familienmitglied vernachlässigt fühlt? Die Tagespflege könnte eine Lösung für dieses Problem sein. 

Was ist die Tagespflege?

Die Tagespflege ist eine Form der teilstationären Versorgung und liegt damit zwischen ambulanter Pflege (also komplett zu Hause) und stationärer Betreuung (kompletter Aufenthalt in einer Einrichtung außerhalb des Hauses). Das bedeutet, dass der Pflegebedürftige eine zeitweise Betreuung im Pflegealltag durch ein Heim oder einer anderen pflegerischen Einrichtung bekommt. Der Patient wohnt grundsätzlich noch zu Hause, verbringt seinen Alltag jedoch in einer pflegerischen Einrichtung. Diese Form ist insbesondere für Pflegefälle geeignet, deren Angehörige tagsüber nicht für ihn da sein können, ihn aber nicht komplett in andere Hände geben möchten. In der Regel sind in den Leistungen auch die Beförderung der Patienten enthalten: sie werden morgens abgeholt, um sich dann in der Einrichtung aufhalten zu können und werden abends wieder nach Hause gebracht, insofern die Angehörigen diesen Transport nicht gewährleisten können. 

Wie läuft die Tagespflege ab? 

Bei der Tagespflege wird ein pflegebedürftiger Mensch zeitweise in einer Einrichtung untergebracht. Die Betreuung kann tage-, aber auch nur stundenweise erfolgen: der zeitliche Umfang der Betreuung wird individuell abgeklärt. Im Schnitt nimmt eine Einrichtung 10-12 Pflegefälle gleichzeitig auf, d.h. der/die Pflegebedürftige wird in einer Gruppe betreut. In der Tagespflege werden meist verschiedene Aktivitäten angeboten, wie beispielsweise Kochen, Gedächtnistraining, Gymnastik, Spielen usw. Zudem kümmern sich die Mitarbeiter/innen um die Medikamentengabe und unterstützen den/die Pflegebedürftige/n beim Gang zur Toilette. Auch Mahlzeiten werden in der Einrichtung eingenommen.
 

Für wen eignet sich die Tagespflege?

Die Tagespflege eignet sich für Menschen, die körperlich noch so fit sind, dass sie keine 24-Stunden-Pflege von Fachkräften brauchen. Dennoch sind sie auf die Anwesenheit einer Person angewiesen, da aufgrund ihres gesundheitlichen Zustands das Risiko eines plötzlichen Vorfalls (z.B. Sturz, Schwindel…) besteht oder sie Unterstützung im Alltag benötigen. Dazu gehört beispielsweise Hilfe beim An- und Entkleiden, im Haushalt, beim Einkaufen etc. Häufig sind die Patienten kognitiv beeinträchtigt oder körperlich eingeschränkt. 
Die teilstationäre Pflege wird häufig als Ergänzung der häuslichen Pflege gewährt oder wenn häusliche Pflege nicht in ausreichendem Umfang sichergestellt werden kann. Voraussetzung, um eine Tagespflege beanspruchen zu können, ist die Transportfähigkeit der betroffenen Person. Sie darf auf einen Rollstuhl, Unterarmgehstützen, einen Rollator oder ähnliches angewiesen sein, bei Bettlägerigkeit eignet sich die Tagespflege jedoch nicht.
 

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Was kostet die Tagespflege und wer zahlt sie?

Ein Tag in der Tagespflege kostet meist zwischen 50 und 95 Euro. Bei Pflegegrad 1 müssen die Kosten selbst getragen werden (jedoch kann der Entlastungsbeitrag von 125 € eingesetzt werden). Ab Pflegegrad 2 kann man jedoch auf Unterstützung der zuständigen Pflegekassen bauen – die Höhe der Leistung steigert sich mit dem Pflegegrad des Patienten. Wird man in Pflegegrad 2 eingestuft, erhält man maximal 689€ monatlich, bei Pflegegrad 5 sind es 1.995€ im Monat. Die Kosten der Tagespflege decken die Leistungen innerhalb der pflegerischen Einrichtung ab. Dazu gehören pflegerische Maßnahmen, Betreuung, medizinische Behandlungen. Aufwendungen für Unterkunft, Verpflegung oder gesondert berechenbare Investitionskosten müssen dagegen privat getragen werden. 
 


Budgets für die Tagespflege

Die Budgets für die Tagespflege liegen laut dem DRK bei:

  • Pflegegrad 2: 689,00 Euro
  • Pflegegrad 3: 1298,00 Euro
  • Pflegegrad 4: 1612,00 Euro
  • Pflegegrad 5: 1995,00 Euro


Vor- und Nachteile der Tagespflege

Die teilstationäre Tagespflege bietet sehr viele Vorteile. Doch nicht für jede/n Pflegebedürftige ist es die passende Pflegeform. Hier findest du einige Vor- und Nachteile der Tagespflege im Überblick:

Vorteile der Tagespflege

  • Angehörige und Pflegebedürftige müssen sich nicht auf eine komplett ambulante oder stationäre Pflege festlegen
  • Angehörige werden tagsüber entlastet und wissen ihr Familienmitglied in guten Händen
  • Pflegebedürftige werden adäquat betreut und gepflegt, beispielsweise auch bei Demenz
  • Pflegebedürftige Patienten können weiterhin einen großen Teil ihrer Zeit in ihrem gewohnten Zuhause verbringen
  • Der/die Pflegebedürftige kann neue soziale Kontakte knüpfen
  • Die kognitiven Fähigkeiten des/der Pflegebedürftigen werden in der Einrichtung gefördert
  • Das Angebot kann den individuellen Bedürfnissen und Tagesabläufen angepasst werden, auch eine nächtliche Betreuung kann beansprucht werden

Nachteile der Tagespflege:

  • Der/die Pflegebedürftige ist für eine gewisse Zeit in einer unbekannten Umgebung
  • Der Wechsel zwischen den eigenen vier Wänden und der Einrichtung kann Stress verursachen
  • Pflegebedürftige müssen sich an wechselnde Pflegepersonen gewöhnen
  • Der Hin- und Rücktransport kann Stress auslösen
     

Tagespflege – eine Win-Win Situation?

Natürlich muss immer individuell abgewogen werden, ob die Tagespflege die richtige Pflegeform für den/die Pflegebedürftige ist. Entscheidet man sich dafür, können jedoch beide Seiten, also sowohl Angehörige als auch Pflegebedürftige davon profitieren. Angehörige werden entlastet und können ihrem eigenen Berufs- oder Privatleben nachgehen und auch Pflegebedürftige haben die Chance, wieder mehr am sozialen Leben teilzunehmen: sie profitieren oft vor allem von den sozialen Kontakten mit anderen.