Alte Hände halten ein Puzzleteil.

Verfasst von Elisabeth Felde|Veröffentlicht am 11.11.2020

Train your brain – Gedächtnisübungen für Senioren

Kleine Übungen, um geistig fit zu bleiben

Je älter man jedoch wird, umso geringer wird die Leistungsfähigkeit des Gehirns und das allgemeine Denkvermögen. Wie fit das Gedächtnis im Laufe des Lebens ist und bleibt, ist bei jedem individuell. Dennoch gibt es Übungen, Spiele und Methoden, mit denen jeder sein Gehirn trainieren und fit halten kann. Insbesondere für ältere Menschen und Senoren ist es wichtig, das Gedächtnis regelmäßig zu trainieren – welche Möglichkeiten gibt es, die sich auch in Pflege- und Altenheimen umsetzen lassen? Wir zeigen euch passende Beschäftigungen.

Warum verschlechtert sich überhaupt das Denkvermögen im Alter?

Im Laufe der Zeit prägt sich das Netz an Nervenzellen und Verschaltungen zwischen den Zellen aus. Je mehr Wissen man lernt, wiederholt und immer wieder anwendet, umso höher ist die Dichte an Vernetzungen. Durch dieses Netz können Informationen gespeichert und zu einem späteren Zeitpunkt wieder aufgerufen werden. Mit dem Alter sinkt das Tempo der Informationsverarbeitung und die Wahrnehmungsgeschwindigkeit. Dementsprechend dauert es länger – oder ist es schwieriger – auf bereits abgespeicherte Informationen und Erinnerungen zurückzugreifen. Hinzukommt, dass die graue Hirnsubstanz, die zuständig für das Langzeitgedächtnis ist, nur bis zum zwölften Lebensjahr wächst und danach langsam ausdünnt. Die weiße Hirnsubstanz hingegen, wächst bis zum Alter von 40-50 Jahren. Danach schrumpft sie. Diese ist essentiell für die mentale Verarbeitungsgeschwindigkeit, sodass im hohen Alter die Kommunikation verschiedener Hirnareale untereinander nachlässt. Außerdem nimmt der Hirnbotenstoff Dopamin ab. Dieser sorgt dafür, dass man Motivation und Bewegungskontrolle verspürt und lernfähig ist. Nimmt die Menge an Dopamin ab, werden die Bewegungen steifer und die geistige Flexibilität geringer. Des Weiteren sammeln sich mit der Zeit Tau-Proteine an, die ein erhöhtes Absterben von Nervenzellen verursachen.

Das Denkvermögen aufrecht erhalten: Übungen und Strategien

Das Gehirn bzw. Nervensystem lässt sich gut mit einem Muskel vergleichen: Wer rastet, der rostet. Das Gehirn muss ähnlich wie ein Muskel trainiert werden, damit es in Bestform bleiben oder sogar noch verbessert werden kann. Ein Grundgerüst ist – wie bei der Muskulatur auch – vorhanden. Muskeln halten die Skelettknochen aufrecht und die Nervenzellen und -bahnen sind verantwortlich für die Weiterleitung eines Reizes, sodass es zu einer Reaktion kommen kann, notwendig. Genauso wie Muskeln müssen Nervenzellen auch trainiert werden, um zu wachsen oder stärker zu werden. Das Wort Gehirnjogging hat somit also einen hohen Wahrheitsgehalt: Mit gezielten Übungen oder einem ereignisvoll gestalteten Alltag kann man diese altersbedingt nachlassenden geistigen Kräfte kompensieren. 

Sinnvolle Aktivitäten, um geistig fit zu bleiben:

Kontakt zu anderen Menschen – Balsam für das Gehirn

Wer sich häufig mit anderen Personen trifft, dessen Gehirn arbeitet auf Hochtouren. Miteinander sprechen, gemeinsam lachen und interagieren ist Balsam für das Gehirn. Werden solche Treffen beispielsweise noch durch einen Spaziergang oder gemeinsames Kartenspielen ergänzt, umso besser. Insbesondere für ältere Menschen ist der Kontakt zu anderen Senioren von enormer Bedeutung. Sei es zu den anderen Bewohnern einer Pflegeeinrichtung oder im Rahmen eines regelmäßigen Seniorentreffs, der ebenfalls Raum für Gespräche, Gesellschaftsspiel, Bewegung und andere Aktivitäten und Beschäftigungen bietet.

Tanzen und in Bewegung bleiben

Wer körperlich noch in guter Verfassung ist und Spaß an Bewegung hat, sollte über regelmäßiges Tanzen nachdenken. Tanzen fordert sowohl den Körper als auch den Geist heraus. Sei es auf (selbst veranstalteten) Tanzabenden oder in einem Tanzkurs, um einen neuen Tanz zu lernen: Das Durchführen und Erlernen verschiedenster Schritt- und Bewegungsformen und das dabei im Takt bleiben, strengen das Gehirn an. Gleichzeitig wird der Körper durch die Bewegung trainiert und die Musik sorgt für gute Laune. Dazu fördert die sportliche Aktivität die Sauerstoffzufuhr im Körper, die besonders wichtig für das Gehirn ist. 

Eine neue Sprache lernen

Neue Vokabeln, Satzstrukturen, Sprechen, Lesen und Schreiben einer fremden Sprache fordern das Gehirn ordentlich heraus und verstärken die Nervenbahnen im Gehirn. Doch auch mit der eigenen Sprache lässt sich das Gehirn trainieren. Geschichten ausdenken, Sprichwörter in Erinnerungen rufen usw. – diese kostenlosen Übungen eignen sich gut, um Kopf und Gedächtnis auf Trab zu bringen.

Basteln, Zeichnen & Malen 

Ein leeres Blatt Papier, eine leere Leinwand oder andere Bastel- und Malutensilien, die vielfältig verarbeitet werden können, bieten Raum für eigene Ideen und Kreativität. Kreativ sein fordert ebenfalls das Gehirn und dieses schüttet zudem Glückshormone aus, sobald man ein Werk selbst vollendet hat. 

Kreuzworträtsel, Sodoku und Co.

Natürlich dürfen die klassischen Gehirntrainer nicht fehlen: Sodoku, Kreuzworträtsel oder andere Zahlen- und Wortspiele, aber auch puzzlen fordern das Gedächtnis enorm und können allein oder zusammen mit anderen Menschen in Angriff genommen werden.

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Wann ist Vergesslichkeit krankhaft?

Es gibt noch viele weitere Methoden, um das Gehirn fit zu machen. Trotzdem erkranken viele Menschen an Demenz. Woran macht sie sich bemerkbar? Wann sollte man einen Arzt aufsuchen? Als eine „leichte, kognitive Störung“ wird die alltägliche Vergesslichkeit oder Tollpatschigkeit bezeichnet, die auch mal stressbedingt oder aufgrund von Schlafmangel erfolgt. Sobald die Vergesslichkeit ein Übermaß einnimmt und den Alltag, sowie die Beziehung zur Familie und zu Freunden auf die Probe stellt, sollte ein Arzt aufgesucht werden. Deutliche Anzeichen einer Demenzerkrankung können sein:

  • Vergesslichkeit und Verwirrung
  • Orientierungslosigkeit
  • Depression und Niedergeschlagenheit
  • Aggressivität und Gereiztheit
  • Deutliche Veränderung der Persönlichkeit
  • Sprachliche Schwierigkeiten
  • Gestörtes Verhältnis zu eigentlich vertrauten Personen und Schwierigkeiten bei Erkennung Angehöriger

Der Zustand sollte jedoch über einen längeren Zeitraum betrachtet werden. Wenn man für ein paar Monate, aufgrund einer schwierigen Lebenslage oder ähnliches oft vergesslich und verwirrt ist, ist es nicht schlimm, Dauert dieser Zustand an oder nimmt im Alltag überhand, sollte man sich doch Gedanken über einen Arztbesuch machen.

 

Wer einen normalen Alltag führt, Freunde trifft, Hobbies hat, Sport macht, sich gut ernährt und wenig Stress hat, hat gute Voraussetzungen auch im Alter fit im Kopf zu sein und zu bleiben. Das man mit der Zeit weniger Informationen aufnehmen und nicht so schnell verarbeiten und wiedergeben kann, ist aufgrund der veränderten neuronalen Strukturen je älter man wird, vollkommen normal. Wird man vergesslicher, sollte man dementsprechend nicht panisch werden. Mit ein paar Gehirn- und Gedächtnis-Übungen kann man sein Denkvermögen auch im Alter aufrechterhalten. Bei übermäßiger Vergesslichkeit ist ein Arzt aufzusuchen.