Was tut die Pflege bei Epilepsie?
Tritt bei pflegebedürftigen Patient:innen erstmals ein epileptischer Anfall auf, ist es als Pflegekraft deine wichtigste Aufgabe, diesen zu dokumentieren und Betroffene bei anstehenden Untersuchungen und Therapien zu begleiten. Dabei kommt es besonders auf einen feinfühligen Umgang mit den Pflegebedürftigen an. Epilepsie ist ein Krankheitsbild, das noch immer stark stigmatisiert wird und bei Betroffenen zu einer starken psychischen Belastung führen kann.
Anders läuft die Betreuung von Epilepsie-Patient:innen in der (ambulanten) Intensivpflege ab. Hier kommt es auf eine gute Beobachtungsgabe, sowie sicheres und professionelles Handeln im Falle eines Anfalls an. Weitere pflegerische Maßnahmen bei Epilepsie: Überwachung der Vitalzeichen, Schutz vor Verletzungen, sowie die Sauerstoff- und Medikamentengabe (wenn nötig). In der Regel stehen dir dafür zusätzlich Notfallpläne der betreuenden Ärzte zur Verfügung, an die du dich halten kannst.
Wie reagiert man als Pflegende:r auf einen epileptischen Anfall?
Kommt es bei Pflegebedürftigen zu einem epileptischen Anfall, musst du in erster Linie darauf achten, die Patient:innen vor Verletzungen zu bewahren. Außerdem musst du bereit sein, sofort weitere pflegerische Maßnahmen einzuleiten, falls dies nötig werden sollte.
- Den Kopf schützen: Lege ein Kissen oder eine weiche Jacke unter den Kopf des Patienten, um Verletzungen zu vermeiden.
- Gegenstände aus der Umgebung entfernen: Um die Verletzungsgefahr zu reduzieren, sollten alle Gegenstände aus der Nähe des Betroffenen weggelegt werden – dazu gehört übrigens auch die Brille, falls der Patient eine trägt!
- Nicht Festhalten oder Fixieren: Verzichte in jedem Fall darauf, den Betroffenen während des Anfalls festzuhalten. Während eines epileptischen Anfalls sind starke Kräfte wirksam, denen man bestenfalls freien Lauf lassen sollte. Eine Einwirkung von außen kann das Risiko für Muskelzerrungen und Brüche erhöhen.
- Medikamente nur im Notfall geben: Ein “normaler” epileptischer Anfall ist in der Regel nach 2 bis 3 Minuten vorbei. Dauert er allerdings länger und geht in einen Status epilepticus über, ist die sofortige Gabe von Medikamenten nötig – denn in diesem Fall liegt die Sterbewahrscheinlichkeit bei 5–10 %!
Was muss dem Patienten vermittelt werden?
Der richtige Umgang mit Epilepsie ist ein entscheidender Faktor für den Behandlungserfolg und ein weitgehend anfallfreies Leben. Dazu leistest du als Pflegefachkraft einen wichtigen Beitrag. Ob es sich um Patient:innen mit Epilepsie in der Altenpflege, in der Kinderkrankenpflege oder um Menschen nach einem Erstanfall handelt: Es gilt, die Betroffenen gründlich über mögliche Auslöser für epileptische Anfälle aufzuklären.
Folgende Einflüsse können einen Anfall provozieren:
- Zu wenig Schlaf
- Alkohol- und Drogenkonsum
- Die Einnahme bestimmter Medikamente
- Flacker- und Blitzlicht (wie in Nachtclubs und Diskotheken)
- Sauerstoffmangel
Es gibt allerdings noch einiges mehr zu beachten, bevor Betroffene wieder in den Alltag entlassen werden können. Patient:innen sollten darüber informiert werden, dass sie nach einem epileptischen Anfall für 1 Jahr kein Fahrzeug führen dürfen. Gleiches gilt für den Betrieb bestimmter Maschinen und die Arbeit an flimmernden Bildschirmen. Für Betroffene kann es in diesem Zusammenhang deshalb sogar zur Berufsunfähigkeit kommen. Gerade aus diesem Grund solltest du so einfühlsam und empathisch wie möglich mit Erkrankten umgehen.
Wie kann Epilepsie behandelt werden und was kann man als Pflegekraft tun?
Die Behandlung von Epilepsie richtet sich nach der zugrundeliegenden Ursache, falls diese bekannt ist. Folgende Möglichkeiten kommen infrage:
- Chirurgischer Eingriff: Liegt ein Tumor oder eine Missbildung von Gefäßen vor, können diese im Rahmen einer Operation entfernt werden. Dies birgt jedoch auch Risiken, da dadurch neue Narben im Gehirn verursacht werden, die erneute Anfälle begünstigen können.
- Medikamentöse Therapie: Um das zukünftige Auftreten epileptischer Anfälle zu verhindern, werden bestimmte Medikamente eingesetzt, die in der Regel dauerhaft und lebenslang eingenommen werden müssen. Die Herausforderung hierbei ist, eine geeignete Wirkstoffkombination und -dosierung zu finden, die Betroffenen ein weitgehend normales Leben ermöglicht. Diese Medikamente haben oft erhebliche Nebenwirkungen auf Nervensystem, Gleichgewicht und Konzentrationsvermögen.
- Weitgehendes Reduzieren von Risikofaktoren: Stress, zu wenig Schlaf, Sauerstoffmangel und weitere potentielle Anfallauslöser sollten nach Möglichkeit vermieden werden, um das Risiko für das erneute Auftreten eines epileptischen Anfalls gering zu halten.
Je nach Ausprägung der Epilepsie bei den Patient:innen, die du betreust, sind deine Aufgaben als Pflegekraft verschieden. Wichtig ist eine vollständige und nachvollziehbare Dokumentation von epileptischen Anfällen und Stürzen, damit pflegerische Maßnahmen angepasst werden können und die Häufigkeit der Anfälle erfasst wird.
Dokumentiere epileptische Anfälle daher im Anfallsblatt und fertige zusätzlich ein Sturzprotokoll an, falls es zu einem Sturz gekommen sein sollte. Erkundige dich bei deiner Einrichtung, falls du im Zweifel über das genaue Vorgehen bist.
Fazit: Die Pflege von Patient:innen mit Epilepsie hat viele Gesichter
Ebenso, wie die Erkrankung selbst, sehen auch die Pflege von Epilepsie-Patienten und die nötigen pflegerischen Maßnahmen je nach Ausprägung des Krankheitsbilds ganz unterschiedlich aus. Nicht immer ist bei Epilepsie Pflege nötig. In vielen Fällen bleibt es bei einem einzigen Anfall. Selbst dann gilt allerdings: Der Umgang mit Epilepsie verlangt Empathie, starke Nerven und eine gute Beobachtungsgabe.
Ob in der Altenpflege oder in der Kinderkrankenpflege – bei Betroffenen mit schweren Formen von Epilepsie kann es schnell zu Komplikationen kommen. Bei der Pflege dieser Patient:innen benötigst du vor allem Handlungssicherheit und die Fähigkeit, in brenzligen Situationen ruhig und überlegt vorgehen zu können, um die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.