Pflege: Status Quo & Ausblick

Mit positiven Schlagzeilen punktet die Pflege heute leider selten: Pflegenotstand, Fachkräftemangel, Kündigungswelle. Die Pflege in Deutschland hat ein enormes Entwicklungspotential, das in den nächsten Jahren angegangen werden muss. Zeit für eine Bestandsaufnahme: Wir nehmen den Status Quo und künftige Entwicklungen unter die Lupe und zeigen, wo Verbesserungspotential liegt.

Pflege in Deutschland – wo stehen wir? 

Betrachtet man jüngste Studien und Berichte, die die Pflege betreffen, sieht es nicht unbedingt rosig aus um das deutsche Pflegesystem. Ein paar Zahlen, die die Misstände in der Pflege verdeutlichen:

  • 13 Patienten kommen im Schnitt auf eine Pflegefachkraft
  • Innerhalb von 3 Jahren stieg die Zahl der Heimbewohner:innen, die Sozialhilfe beantragen von 1,6 auf 33,1 Prozent – weil sie sich die Kosten für Pflege nicht leisten können.
  • Schon heute fehlen etwa 120.000 Pflegekräfte in Deutschland
  • Vakante Stellen in der Pflege bleiben heute durchschnittlich circa 240 Tage unbesetzt.

Obwohl schon seit 2019 gesetzliche Pflegepersonaluntergrenzen für einige besonders sensible Krankenhausbereiche (z.B. Intensivstationen) gelten, können diese diese Untergrenzen häufig nicht eingehalten werden und viele Schichten bleiben unterbesetzt. Warum? Krankenhäuser finden kurzfristig keine neuen Fachkräfte. Und gleichzeitig ist die Überlastung der vorhandenen Kräfte der Grund, warum viele ihren Job kündigen. Ein Teufelskreis, den es zu durchbrechen gilt.

Weitere Zahlen & Statistiken zur Situation der Pflege


Es gibt auch positive Entwicklungen

Und doch darf man bei all den negativen Schlagzeilen nicht vergessen, dass es durchaus positive Entwicklungen in der Pflege gibt. Hier ein paar gute Nachrichten:

  • Die Zahl der Beschäftigen in der Alten- und Gesundheitspflege ist in den letzten Jahren trotz der Pandemie gestiegen.
  • Die Löhne in der Pflegebranche sind in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen – der Lohnanstieg ist sogar deutlich höher ausgefallen als in der Gesamtwirtschaft.
  • Trotz der Corona Pandemie ist die Zahl der Eintritte in eine Pflegeausbildung leicht gestiegen.
  • Mit dem GVWG (Gesundheitsversorgungsweiterbildungsgesetz) wurde für Pflegekräfte in der Altenpflege eine Entlohnung nach Tarif beschlossen und ein bundeseinheitliches Personalbemesserungsverfahren eingeführt. Dadurch können rund 17.300 zusätzliche Fachkräfte finanziert werden.

Wenn wir uns diese Fakten ansehen, wirkt die Verbesserung der Pflege in Deutschland nicht mehr wie eine unlösbare Aufgabe. Erst recht nicht, wenn wir einen Faktor dabei nicht vergessen: Aufmerksamkeit. Noch nie Stand die Pflege so im Vordergrund, noch nie wurden so viele öffentliche Personen und Medien auf die Missstände aufmerksam, noch nie wurde die Pflege so sehr thematisiert wie heute. Wir finden: Das sind die besten Voraussetzungen, um jetzt tatsächlich etwas bewegen zu können!

Die Pflege in aller Munde

Auch und vor allem durch die Corona-Pandemie wurde der öffentliche Blick auf die Pflege gerichtet. Zahlreiche Medien berichten über die Notstände in der Pflege und wissen um die Dringlichkeit des Handelns. Ob Youtuber, Privatsender, Öffentlich Rechtliche – überall wird diskutiert und auf das Problem aufmerksam gemacht. 


Ein Blick in die Zukunft?

Und genau diese Aufmerksamkeit braucht es, um Veränderungen zu erreichen.

Laut Prognose des Statistischen Bundesamtes könnte die Zahl der Pflegebedürftigen in Deutschland bis 2050 auf 6,1 Millionen steigen. Die Ursachen liegen vor allem liegen in der zunehmenden Zahl alter Menschen in Folge verbesserter medizinischer Versorgung und dem demographischen Wandel. Schon bis zum Jahr 2030 rechnet man mit bis zu 500.000 fehlenden Pflegekräften. 

Die aktuelle Lage der Pflege ist nicht nur eine kurze Phase, die sich von alleine wieder verbessert. Sie wird sich verschlimmern – aber nur, wenn man nichts tut. 

Wir finden: Die Zeit, tiefgreifende Veränderungen durchzusetzen, war noch nie besser.

Prognostizierter Bedarf an stationären und ambulanten Pflegekräften in Deutschland bis zum Jahr 2035
Prognostizierter Bedarf an stationären und ambulanten Pflegekräften in Deutschland bis zum Jahr 2035

Quelle: IW Köln/Statista

Pflegebedürftige in Deutschland
Pflegebedürftige in Deutschland

Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis)

Zeit zu handeln!

Werden wir jetzt aktiv, dann können wir das Ruder noch herumreißen. Gehen wir jetzt die Forderungen an, die laut werden, dann kann die Pflege in der Zukunft wieder zu einem Traumberuf werden.

Wir haben die wichtigsten Forderungen für dich zusammengefasst und sehen uns an, durch welche Lösungsanstätze und Initiativen sie in die Realität umgesetzt werden können.

 Zu den Forderungen und Lösungsansätzen