Eine Frau blickt auf neuartige Technologien

Verfasst von Sarah Derkaoui|Veröffentlicht am 14.02.2022

KI in der Pflege: Chancen & Grenzen künstlicher Intelligenz

Wie kann künstliche Intelligenz die Pflege verändern?

Was kann KI in der Pflege wirklich leisten und wie wird künstliche Intelligenz den Pflegeberuf verändern? Was bedeutet der Einsatz von Pflegerobotern für dich als Pflegekraft? In unserem heutigen Artikel soll es genau um diese Fragen gehen: Wir beleuchten die Chancen und Grenzen von KI in der Pflege. 

 

In Deutschland gibt es laut Angaben des Statistischen Bundesamts 4,1 Millionen Pflegebedürftige. Das Problem: Bis 2035 werden ungefähr 500.000 Pflegekräfte fehlen, schätzt das Institut der deutschen Wirtschaft. Ist KI angesichts dieser Entwicklung ein sinnvoller Lösungsansatz für die Pflege von morgen?

KI in der Pflege: Eine Definition

KI bzw. ‘Künstliche Intelligenz’ steht für Innovation, Fortschritt und Zukunftstechnologien. Oft wird stattdessen auch der Begriff AI (Artifical Intelligence) gebraucht. Und dann gibt es da noch ML (maschinelles Lernen). Doch um was geht es dabei eigentlich genau? 

Kurz gesagt bezeichnet KI alle Anwendungen, bei denen Maschinen Intelligenzleistungen erbringen, die eigentlich typisch für Menschen sind. Dazu gehören das Problemlösen, das Urteilen und das Lernen.

Das Prinzip: Auf der Grundlage von Datensätzen leitet die Maschine bzw. der Computer Handlungsvorschläge ab. In letzter Instanz entscheidet aber ein Mensch. Damit das funktioniert, müssen die eingespeisten Daten jedoch erstens überhaupt vorhanden und zweitens von guter Qualität sein.

Hier begegnen uns die ersten Probleme bezüglich Künstlicher Intelligenz in der Pflege. Denn im Gegensatz zum Einsatz von KI in der Produktion oder bei der Qualitätskontrolle sind diese erforderlichen Daten in der Pflege häufig noch nicht vorhanden. Zudem muss in der Pflege auch immer der ethische Aspekt berücksichtigt werden, was die Anwendungsfelder von KI einschränkt. Das schränkt die Anwendungsfelder ein. Folgende Bereiche können dennoch von künstlicher Intelligenz in der Pflege profitieren:

  • Effiziente Routenplanung in der ambulanten Pflege
  • Überwachungsfunktion und Sturzprävention
  • Hilfe beim Umlagern vom Pflegebedürftigen durch Roboterarme
  • Übernahme von Monitoring und Datendokumentation

Gerade letzteres soll Pflegekräfte entlasten und die menschliche Beziehung zwischen Patient und Pflegekraft wieder in den Mittelpunkt stellen. 
 

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Welche Chancen bietet KI in der Pflege?

Als Pflegekraft kennst du sicher folgendes Problem: Die Dokumentation und Erfassung von Patientendaten sowie das Einspeisen in das elektronische System nimmt meist einfach viel zu viel Zeit ein. Zeit, die du eigentlich lieber für die Pflege am Menschen nutzen würdest, statt sie für langwierige Routineaufgaben zu verwenden.

Das (und einiges mehr) könnte sich in Zukunft durch KI-gestützte System ändern., Hier ein paar Beispiele, wie KI in der Pflege eingesetzt werden könnte:

1. KI-gestützte Spracherfassung

Experten sind sich sicher: Künstliche Intelligenz wird schon bald dafür sorgen, dass die Tastaturen (und erst recht Notizbuch und Stift) aus Krankenhäusern und Pflegeheimen verschwinden. Innovative Technologien wie die Dokumentation durch Spracherfassung sollen Pflegekräfte von administrativen Aufgaben entlasten. 

In diesen Bereich gehört auch die Maschine-Maschine-Kommunikation. So könnten medizinische Geräte die erfassten Patientendaten zukünftig direkt in die jeweilige Krankenakte übermitteln oder mittels Sprachnachricht an das Pflegepersonal senden  — und ihnen somit Arbeit abnehmen.

2. Tablets und Kameralösungen: KI zur Sturzprävention

Die Plattform ‘Lernende Systeme’ illustriert in einem von Fachleuten entworfenen Anwendungsszenario eine Reihe innovativer Einsatzmöglichkeiten Künstlicher Intelligenz in der Pflege. Dazu gehört unter anderem der Einsatz eines intelligenten Systems zur Sturzdokumentation und -prävention. Dieses soll auf stationseigenen Tablets und Computern verfügbar gemacht werden. Pflegekräfte sollen so dabei unterstützt werden, durch die Datenanalyse Einflussfaktoren auf die Sturzgefahr besser ausfindig zu machen und zu vermeiden. 

Ein weiterer Ansatz, um Stürze aus dem Bett zu verhindern, sind intelligente Kameralösungen. Diese erfassen die Bewegungen von Patient:innen in Echtzeit. Droht der Patient oder die Patientin zu stürzen, wird ein Alarm ausgelöst. Zum einen können somit unnötige Lagerungsmaßnahmen vermieden werden. Zum anderen verringern sich die zusätzlichen Wege für das Pflegepersonal.

3. Intelligenter Robotik-Arm zur Unterstützung von Pflegekräften und Angehörigen

Als Pflegekraft erlebst du täglich, welche körperliche Anstrengung für eine Reihe von Pflegetätigkeiten nötig ist. Auch, wenn Angehörige ein pflegebedürftiges Familienmitglied zu Hause pflegen, ist viel Körpereinsatz nötig. Das belastet auf Dauer Skelett und Muskulatur. Fachleute haben deshalb einen anpassungsfähigen Robotik-Arm entwickelt, der beim Umlagern helfen soll. 

Das Robotersystem erfasst eine Reihe von Daten wie Körperhaltung und Handlungsabsicht der Pflegenden. Dadurch soll ein intuitives Zusammenspiel von Maschine und Mensch ermöglicht werden. 

4. Das große Potential von Servicerobotern für KI in der Pflege

Wer an KI in der Pflege denkt, sieht höchstwahrscheinlich zuerst einen Roboter vor dem inneren Auge. Und tatsächlich bieten humanoide Roboter für den Einsatz in der Pflege großes Potential. Im oben bereits erwähnten Anwendungsszenario der Plattform ‘Lernende System’ stellen Wissenschaftler den lernfähigen Serviceroboter GARMI vor. Er soll ältere, pflegebedürftige Menschen dabei unterstützen, zu Hause weiterhin selbstbestimmt zu leben. 

In folgenden Bereichen könnte der Serviceroboter helfen:

  • Unterstützung im Alltag (Tür öffnen, Holen von Gegenständen, Zähne putzen)
  • Durchführen von Reha-Übungen mit der pflegebedürftigen Person (nach vorheriger Anweisung durch den behandelnden Physiotherapeuten)
  • Ermöglichung ärztlicher Kontrolluntersuchungen durch den Einsatz von Telemedizin und die Kommunikation über den Roboter
  • Direkte Steuerung des Roboters durch den behandelnden Arzt & Ermöglichung von Blutdruckmessen oder Abhorchen des Patienten trotz der räumlichen Distanz 
  • Erinnerung an die Medikamenteneinnahme

Auch in Pflegeheimen ist ein Einsatz vorstellbar. So könnten die Roboter auch für soziale Aspekte nutzbar gemacht werden, indem sie mit den Bewohnern interagieren und sie zu Aktivitäten motivieren. 

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Die Grenzen Künstlicher Intelligenz in der Pflege

Trotz der vielen Vorteile von KI: In der Pflege steht der Mensch im Mittelpunkt. Persönliche Zuwendung und freundliche Worte können Roboter und Maschinen nicht ersetzen. So innovativ sie ist – daran darf auch KI in der Pflege nichts ändern.

Damit sind die Grenzen von Künstlicher Intelligenz in der Pflege bereits angesprochen. Der Einsatz innovativer Technologien soll letztendlich den Menschen vor allem dienen und sie entlasten. Das gilt sowohl für Pflegekräfte, als auch für Patienten. Es geht also keinesfalls darum, Pflegepersonal in Zukunft durch Roboter zu ersetzen.

Das Ziel ist stattdessen, Pflegebedürftigen und Pflegenden durch das Outsourcing bestimmter Aufgaben an Maschinen mehr qualitative Zeit für menschliche Zuwendung zu ermöglichen. 

Auch bei der Entscheidungsfindung stoßen Maschinen an ihre Grenzen. Während wir Menschen einen Mix aus Intuition, Erfahrungswissen, Ethik und Evidenz nutzen, um zu einem Urteil zu kommen, sind Maschinen auf die Analyse von Daten angewiesen. Aus diesen generieren sie dann Handlungsempfehlungen. Doch gerade im Gesundheitswesen spielen ethische Fragen eine große Rolle. Das bedeutet: Letztendlich entscheidet Mensch, nicht Maschine.

Fazit: Vieles spricht dafür, dass KI in der Pflege immer wichtiger wird

Entlastung bei der Pflegedokumentation, Outsourcing administrativer Aufgaben und Unterstützung bei körperlich anstrengenden Tätigkeiten: Die Anwendungsfelder von KI in der Pflege sind vielfältig. 

Für professionelle Pflegekräfte wie dich bieten sich dadurch viele Chancen. Der Einsatz intelligenter Technologien verspricht, dass der menschliche Aspekt der Pflege wieder in den Vordergrund rückt, indem Routineaufgaben an Maschinen ausgelagert werden. Das bedeutet: Digitale Kompetenz und das Auseinandersetzen mit neuen Technologien könnten schon bald ein wichtiger Teil des Pflegeberufs werden.

Andererseits stößt die KI gerade beim Stichwort ‘Menschlichkeit’ an ihre Grenzen. Denn keine Sorge: Was das betrifft, bleiben Pflegekräfte auch in Zukunft unersetzlich.