Eine Pflegekraft tippt auf der Tastatur eines Laptops

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 02.03.2023

Arbeitszeugnis Pflegekraft: Alles, was du wissen musst

Unsere FAQ zu Arbeitszeugnissen in der Pflege

Nachdem du eine Stelle in der Pflege beendet hast, erhältst du von deinem bisherigen Arbeitgeber ein Arbeitszeugnis. Dieses dient dir als Bescheinigung, dass du zu dieser Zeit in einer Anstellung tätig warst. Oftmals ist dein Arbeitszeugnis als Pflegekraft aber weit mehr als ein bloßer Beschäftigungsnachweis. Es kann nämlich eine ausführliche Bewertung enthalten, die einiges über dich und deine Arbeitsweise aussagt – und zwar viel mehr als es auf den ersten Blick scheint. 

Vom Arbeitszeugnis für die Pflegekraft in der ambulanten Pflege bis hin zum Arbeitszeugnis für die stellvertretende Pflegedienstleitung: Wir beantworten in unseren FAQ unter anderem, ob du Anspruch auf ein Arbeitszeugnis in der Altenpflege hast, wie du eine gute von einer schlechten Bewertung unterscheidest und was in einem Zeugnis für eine Pflegefachkraft stehen muss. 

Was muss ein Arbeitszeugnis in der Pflege enthalten?

Du musst selbst ein Arbeitszeugnis für eine Pflegefachkraft schreiben oder prüfen, ob dein eigenes Zeugnis alle wichtigen Infos enthält? Dann ist es erst einmal wichtig, dass du zwischen einem einfachen Zeugnis und einem qualifizierten Zeugnis unterscheidest. Ersteres ist als reine Bescheinigung gedacht. Es enthält die Eckdaten der Beschäftigung und der Pflegekraft selbst. Dazu gehören:

  • Angaben zur Person (Name, Geburtsdatum, Geburtsort)
  • Anfangs- und Enddatum der Beschäftigung 
  • Berufsbezeichnung 
  • Beschreibung der wichtigsten regelmäßigen Tätigkeiten und Verantwortungen, geordnet nach Wichtigkeit (aber ohne Bewertung)
  • Schlussformel mit einem kurzen Dank, dem Bedauern über das Verlassen der Einrichtung und Wünschen für die Zukunft
  • Ort, Datum und Unterschrift

Ein qualifiziertes Zeugnis für Pflegekräfte hingegen enthält eine umfangreiche Bewertung der Arbeitsleistung. Da dein zukünftiger Arbeitgeber dich damit viel besser einschätzen kann, solltest du immer darauf achten, ein qualifiziertes Zeugnis anzufordern. Dieses enthält neben den Eckdaten unter anderem:

  • Eine umfangreiche Beschreibung deiner Tätigkeiten
  • Eine detaillierte Bewertung deiner Leistungen
  • Informationen über die Zusammenarbeit mit Vorgesetzten, Kolleg:innen und den Umgang mit Patient:innen
  • Deine möglicherweise erworbenen Zusatzqualifikationen
  • Den Grund für das Ausscheiden 
  • Den Ort und das Datum 
  • Die Unterschrift des Vorgesetzten

Nach dem Arbeitszeugnis kommt der neue Job

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Zeugnis für Pflegekraft: Habe ich Anspruch auf ein Zwischenzeugnis?

Es ist auch möglich, dass du dir als Pfleger oder Pflegerin ein Zeugnis ausstellen lässt, bevor du deinen Arbeitgeber verlässt. Dies sollte nur aus gutem Grund geschehen – denn es signalisiert deiner Chefin oder deinem Chef sonst, dass du dich auf die Suche nach einem neuen Job machst. 

Einen prinzipiellen Anspruch auf ein Zwischenzeugnis gibt es nicht (vorausgesetzt, es ist nichts anderes im Tarifvertrag vereinbart), der Arbeitgeber muss es dir aber ausstellen, wenn es einen triftigen Grund dafür gibt. Abgesehen von einem angestrebten Jobwechsel können gute Gründe für den Wunsch nach einem Zwischenzeugnis zum Beispiel ein neues Aufgabengebiet, eine Versetzung an einen anderen Standort oder auf eine neue Station, ein neuer Vorgesetzter sowie ein mehrjähriges Arbeitsverhältnis sein. 

Mit einem Zwischenzeugnis kannst du dir bisherige Leistungen bescheinigen lassen. Das ist zum Beispiel empfehlenswert, wenn du neue Vorgesetzte bekommst, die deine Arbeit aufgrund der kürzeren Zusammenarbeit nicht so gut bewerten können. Das Zwischenzeugnis hat eine Bindungswirkung, was bedeutet, dass das Endzeugnis nicht stark davon abweichen darf. Du sicherst dir auf diese Weise sozusagen eine gute Bewertung.

Schlechtes Arbeitszeugnis in der Pflege: Ist das erlaubt?

Das Gerücht, dass man kein schlechtes Arbeitszeugnis ausstellen darf, hält sich hartnäckig. Natürlich darf der Arbeitgeber aber eine schlechte Bewertung für eine Pflegekraft oder Pflegehelfer schreiben, wenn diese keine gute Arbeit geleistet haben. 

Wichtig zu wissen ist allerdings, dass dein Zeugnis in der Altenpflege (wie bei anderen Berufen auch) keine schlechtere Bewertung als „befriedigend“ enthalten darf, wenn dies nicht ausreichend begründet ist. 
Ebenfalls ist dein Arbeitgeber dazu verpflichtet, nur wahre Angaben zu machen. Er darf dir also auch nicht die Note „sehr gut“ geben, wenn deine Arbeitsleistung nur befriedigend war.

Woran erkenne ich ein schlechtes Zeugnis in der Pflege?

Bestimmt ist dir schon aufgefallen, dass das Arbeitszeugnis in der Pflege nur Formulierungen enthält, die auf den ersten Blick immer positiv klingen – egal, ob die Leistung gut war oder nicht. Wie passt das nun damit zusammen, dass der Arbeitgeber im Zeugnis ehrlich sein muss?

Der Grund für die positive Sprache ist, dass ein Arbeitszeugnis für Pflegekräfte „wohlwollend“ formuliert sein muss, also keine negativen Formulierungen enthalten darf. Über bestimmte Codes können Chef:innen im Arbeitszeugnis für die Pflege aber dennoch ihre wirkliche Meinung zu deiner Arbeitsleistung kommunizieren. Kennst du diese Formulierungen nicht, kann es schwer sein, dein Arbeitszeugnis als Pflegefachkraft zu verstehen. Im Folgenden geben wir dir deshalb einen kleinen Einblick in die Vielschichtigkeit der Zeugnissprache.

Arbeitszeugnis Pflege: Formulierungen verstehen

Es gibt zahlreiche Formulierungen, die Aufschluss darüber geben, wie gut dein Arbeitgeber deine Leistung bewertet hat. Diese entsprechen einem Notensystem von „sehr gut“ bis „mangelhaft“ – also ähnlich wie in der Schule. An einigen Beispielen möchten wir dir zeigen, wie schon Nuancen einen Unterschied in der Bewertung machen. Wichtig ist, dass du auf den Gesamteindruck der Bewertung achtest. Auch ein „sehr gutes“ Arbeitszeugnis kann einmal eine Formulierung enthalten, die nur auf eine „gute“ Leistung hinweist. Die Grenzen sind hier nicht immer klar abgesteckt.
 

  • Sehr gut: „Sie arbeitete stets selbständig und mit äußerster Sorgfalt“ 
    Erklärung: Das „selbständig“ weist auf eine hohe Eigenverantwortung hin, das „äußerster“ ist eine besondere Betonung der sorgfältigen Arbeitsweise. 

    Weitere typische Formulierungen: „in höchstem Maße“, „herausragend“, „bemerkenswert“, 
     
  • Gut: „Sie arbeitete stets mit hohem Engagement“
    Erklärung: Statt „höchstem“ ist hier nur von „hohem“ Engagement die Rede. Es handelt sich also nicht um die Bestnote, dennoch wird das Engagement durch das positive Adjektiv verstärkt, was eine gute Leistung bescheinigt.

    Weitere typische Formulierungen: „zur vollen Zufriedenheit“, „vorbildliche Arbeitseinstellung“ 
     
  • Befriedigend: „Sie arbeitete zuverlässig und gewissenhaft“
    Erklärung: Hier fehlt ein Wort wie „stets“ oder „immer“, was darauf hinweisen könnte, dass die Leistung nicht immer gut war. Zudem fehlt die Hervorhebung der Leistung durch ein Adjektiv wie „äußerst“ – alles in allem eine solide, aber keine besonders gute Bewertung.

    Weitere typische Formulierungen: „zufriedenstellend“
     
  • Ausreichend: „Sie erledigte die ihr übertragenen Aufgaben zu unserer Zufriedenheit“
    Erklärung: In diesem Satz gibt es einen eindeutigen Hinweis auf fehlende Eigeninitiative oder gar Faulheit, da nur „übertragene Aufgaben“ erledigt wurden. Zudem ist auch hier nur von Zufriedenheit und nicht etwa „hoher“ oder „höchster“ Zufriedenheit die Rede. 

    Weitere typische Formulierungen: „fleißig“, „entsprach den Erwartungen“
     
  • Mangelhaft: „Sie hat sich bemüht, die Aufgaben im Rahmen ihrer Fähigkeiten zu erledigen“
    Erklärung: Im Klartext: Sie hat sich bemüht, es aber nicht geschafft. „Im Rahmen ihrer Fähigkeiten“ weist zudem darauf hin, dass wichtige Fähigkeiten fehlten. 

    Weitere typische Formulierungen: „im Großen und Ganzen“, „größtenteils“, „insgesamt“, „angemessen“

Nicht nur bestimmte Wörter können in Arbeitszeugnissen für Pflegeberufe darauf hinweisen, dass der Arbeitgeber nicht zufrieden war. Wichtig ist es auch, auf passive Formulierungen zu achten. Diese weisen auf wenig Einsatz und Motivation hin. Werden bestimmte Dinge explizit nicht erwähnt, ist dies ebenfalls negativ. Zum Beispiel, wenn der freundliche Umgang mit Patient:innen und Kolleg:innen erwähnt wird, nicht aber der mit den Vorgesetzten. Das deutet klar auf Spannungen mit den Chef:innen hin.

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Was tun bei einem schlechten Altenpflege-Zeugnis?

Wenn du ein schlechtes Arbeitszeugnis als Pflegehelfer oder Pflegefachkraft bekommen hast, dann musstest du sicherlich erst einmal schlucken – nicht nur, weil dies eine geringe Wertschätzung durch deinen bisherigen Arbeitgeber widerspiegelt, sondern weil es auch negative Auswirkungen auf deine Zukunft haben kann. 
Nicht immer musst du dich aber mit einem negativen Arbeitszeugnis zufriedengeben. Fühlst du dich unfair bewertet, solltest du das persönliche Gespräch mit deinem Vorgesetzten suchen und ihn bitten, die Bewertung noch einmal zu korrigieren. Lehnt er dies ab, kannst du ihn noch einmal schriftlich unter Angabe einer Frist auffordern, das Arbeitszeugnis zu korrigieren. Achte dabei immer auf einen höflichen Umgangston – auch wenn du dich um Unrecht fühlst, sitzt du in diesem Fall am kürzeren Hebel!

Lenkt dein Arbeitgeber auch dann nicht ein, hast du nur noch die Möglichkeit, rechtlich gegen deine schlechte Bewertung vorzugehen. Dabei solltest du gut abwägen, ob sich das Hinzuziehen eines Anwalts wirklich lohnt und ob die Bewertung wirklich ungerechtfertigt ist. Schließlich sind mit rechtlichen Schritten auch Kosten verbunden.

Arbeitszeugnis ambulante Pflege: Hast du auch bei privater Pflege Anspruch auf ein Zeugnis?

Während ein Arbeitszeugnis in der Krankenpflege bei angestellten Fachkräften gang und gäbe ist, ist es oft unklar, ob ein Zeugnis in der häuslichen Pflege ebenfalls verlangt werden kann. Bist du selbständig und möchtest zum Beispiel ein Arbeitszeugnis in der 24-Stunden-Pflege erhalten, dann hast du in der Regel keinen rechtlichen Anspruch auf ein Zeugnis – dieser gilt nur für ein Angestelltenverhältnis. 

Dennoch kannst du deine:n Auftraggeber:in selbstverständlich um ein Zeugnis bitten. Diese:r darf ein Arbeitszeugnis für eine Pflegekraft privat ausstellen, wobei er oder sie sich an die rechtlichen Vorgaben halten muss.

Wie lange kann ein Arbeitszeugnis in der Krankenpflege angefordert werden?

Am besten forderst du dein qualifiziertes Arbeitszeugnis als Pflegefachkraft direkt bei der Kündigung an. Auch wenn du das nicht tust, hast du dennoch für einen gewissen Zeitraum Anspruch auf die Ausstellung. Genau sind diese Fristen nicht definiert, da auch die Rechtsprechung sich unterscheidet. 

Wenn es in deinem Tarifvertrag nicht anders festgelegt ist, wird normalerweise von einem Zeitraum von drei Jahren ab Ende des Arbeitsverhältnisses ausgegangen. Die Frist für ein qualifiziertes Arbeitszeugnis kann sogar bereits nach einem halben Jahr ablaufen, da dein Arbeitgeber sich unter Umständen nicht gut genug an dich erinnern kann, um ein wahrheitsgemäßes Zeugnis auszustellen.

Anders sieht es bei einem einfachen Arbeitszeugnis aus. Dieses muss der ehemalige Arbeitgeber immer ausstellen, solange er noch deine Daten vorliegen hat. 

Was kannst du tun, wenn du dein Arbeitszeugnis als Pflegefachkraft nicht erhältst?

Du hast in der Pflege ab dem Moment der Kündigung ein Recht, dein Zeugnis zu erhalten – nicht erst am letzten Arbeitstag. Fordere es also direkt bei deiner Kündigung an, setze eine Frist von beispielsweise zwei Wochen und erinnere gegebenenfalls noch einmal schriftlich daran, wenn du es innerhalb der Frist nicht erhältst. Spätestens zwei bis drei Wochen nachdem du deinen Arbeitgeber verlassen hast, solltest du das Zeugnis erhalten.
Bekommst du das Zeugnis dennoch nicht, solltest du eine letzte schriftliche Mahnung verschicken und erneut eine Frist festlegen. Führt all das nicht dazu, dass du dein Pflegefachkraft-Arbeitszeugnis erhältst, dann solltest du rechtliche Schritte in Betracht ziehen und einen Anwalt hinzuziehen. 

Benötigt ein Arbeitszeugnis eine Unterschrift?

Das Arbeitszeugnis muss von dem Vorgesetzten oder von Personalverantwortlichen unterschrieben werden. Die Unterschrift darf dabei nicht verstellt werden, da dies als Zeichen gedeutet werden könnte, dass die oder der Unterschreibende sich vom Inhalt des Zeugnisses distanzieren möchte.

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.