Psychologische Hilfe für Pflegekräfte Corona

Verfasst von Elisabeth Felde|Veröffentlicht am 12.08.2020

Psychotherapeutische Betreuung für Pflegekräfte

Der DBfK und die BPtK initiieren anonyme und kostenlose Telefonhilfe

Dass Pfleger*innen heutzutage enorm viel und sowohl psychische als auch physische Arbeit leisten müssen ist bekannt. Die Corona-Pandemie hat sie zusätzlich unter Druck und Stress gesetzt. Innerhalb der Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen musste viel umstrukturiert, organisiert und umgeplant werden: Nicht lebensnotwendige OPs wurden abgesagt, die allgemeine Patient*innenzahl verringert, Besuch eingeschränkt oder ganz verboten.

Die Arbeitszeiten haben sich, je nach Einrichtung und Umständen, geändert, Mitarbeiter*innen von Rehabilitations-Einrichtungen mit abgeschlossener Krankenpfleger*in-Ausbildung sind in Kurzarbeit gegangen oder wurden auf Station eingesetzt. Das sind Veränderungen im Arbeitsalltag, die Pflegekräfte an die Grenzen ihrer Kräfte gebracht haben. Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Pandemie eine psychologische Nothilfe für Pfleger*innen initiiert. Wie genau funktioniert sie und sollte es dieses Angebot jeder Zeit geben?

Corona-Eine besondere Herausforderung

Sowohl körperlich als auch psychisch kommen Pflegefachkräfte heutzutage im Pflegealltag an ihre Grenzen. Die Corona-Pandemie sorgt zusätzlich für Stress in den Einrichtungen. Um den Pfleger:innen in  der schwierigen Phase Rückhalt geben zu können, gibt es seit dem 26.05.2020 eine telefonische, psychologische Nothilfe, die von dem Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) und Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) initiiert wurde. Pflegekräfte können 30-minütige Slots für ein Beratungsgespräch buchen. Über 100 Psychotherapeut:innen bieten ihre Dienste unentgeltlich und ehrenamtlich an. Ängstliche Patient:innen, Ungewissheit, Anspannung und innerer Stress durch das noch weitgehend unerforschte Corona-Virus belasten den Arbeitsalltag der Pflegenden. Die Telefonhilfe soll Pfleger:innen Unterstützung, Halt und einen Raum für psychologische Beratung geben. Wie kann ich die Patient:innen oder pflegende Angehörige beruhigen, wenn ich selbst nicht weiß, wie es bezüglich Covid-19 weitergeht? Kann ich es verantworten, täglich auf der Arbeit das Risiko einzugehen, mich mit dem Virus anzustecken und damit auch andere Menschen wie meine Familie und Freund:innen? Solche Fragen und weitere können in das Telefongespräch integriert werden.

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Sorgen nicht mit ins Privatleben nehmen

Nicht jede/r Pfleger:in hat die Möglichkeit bzw. das passende Umfeld, um über eigene Ängste und Probleme zu reden. Sie fühlen sich des Öfteren mit ihren Problemen allein oder unverstanden. Gleichzeitig wollen andere, die Familie und gute Freund:innen, die stets ein offenes Ohr haben, diese nicht mit ihren Sorgen und Problemen belasten. Für beide Fälle eignet sich diese Telefonseelsorge. Privatleben und Beruf werden so auseinandergehalten, sodass es leichter ist, sich von der Arbeit abzugrenzen und die Probleme nicht mitzunehmen.
 

Egal, welcher Typ du bist, es hilft immer, mit einem ausgebildeten Therapeuten beziehungsweise einer ausgebildeten Therapeutin über Ängste, Nöte, Probleme oder Frust zu sprechen.

Langfristige Seelsorge für Pfleger

Die Initiative zeigt, dass es möglich ist, den Pfleger:innen eine Art Seelsorge zur Verfügung zu stellen. Auch unabhängig von der Corona-Krise stehen sie stets unter Druck: Fachkräftemangel, Zeitstress, Überstunden, körperliche Belastungen, schwierige Patient:innen, das Gefühl von zu wenig Anerkennung und ein geringes Gehalt machen den Arbeitnehmer:innen gerade im medizinischen Bereich zu schaffen. Häufig nehmen sie den Stress mit ins Privatleben und können nicht zur Ruhe kommen. Aus Scham wird keine Hilfe – zum Beispiel in Form einer Psychotherapie oder eines einfachen psychologischen Gesprächs – in Anspruch genommen. Es ist daher sinnvoll, wenn sich eine generelle telefonische Seelsorge für Arbeitnehmer im Pflegebereich etablieren würde. Die Informationen der Anrufer:innen bleiben dabei anonym und sie haben jemanden, der ihnen zuhört und ihnen weitere Hilfestellungen geben kann. Das Anerkennungs-Gefühl wird dadurch ebenfalls gestärkt und das persönliche Privatleben nicht belastet.

Stressprävention, Vorsorgeuntersuchen und weitere Angebote

Weitere Angebote 

Neben der telefonischen Beratung gibt es weitere Wege, um dem Pflegepersonal den psychischen Druck und Stress zu nehmen oder zu verringern. Beispielsweise wäre auch eine psychologische Online-Beratung oder eine Meditations-Einheit denkbar. Im Idealfall bietet dann die jeweilige Einrichtung, in der man tätig ist außerhalb der Arbeitszeit, Meditationskurse an oder Vergünstigungen bei anderen Angeboten dieser Art. Sinnvoll sind auch vom Arbeitgeber organisierte Reflexions-Treffen wie eine Art Gruppentherapie unter den Pfleger:innen. In dem Rahmen kann ein gemeinsamer Austausch über das Arbeitsgeschehen und Probleme stattfinden. Allerdings bedarf es für solche Angebote Zeit, Organisation und Finanzierungsmöglichkeiten.
 

Neben den vielen negativen Punkten, die mit der Corona-Pandemie einhergehen, gibt es dennoch vereinzelte Lichtblicke. Der Fokus der Öffentlichkeit ist verstärkt auf die Arbeit und die Arbeitsbedingungen in der Pflege gerichtet. Dass DBfK und die BPtK eine kostenfreie und anonyme Telefonhilfe für beruflich Pflegende eingerichtet haben, darf als starkes Zeichen gewertet werden, dass den Blick der Öffentlichkeit wieder einmal auf die außer Acht gelassenen Strapazen des Pflegeberufs lenkt und im Idealfall ein erster Ansatz ist, um nachhaltig die Gesamtsituation im Pflegebereich zu verbessern.

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