Fast 10.000 Menschen beenden jedes Jahr in Deutschland durch Suizid ihr Leben. Die größten Risikogruppen: Männer über 55 und Menschen, die an einer psychischen Erkrankung leiden. Du arbeitest in der Altenpflege oder einer psychiatrischen Einrichtung? Dann fragst du dich sicher: Was kann ich als Pflegekraft tun, wenn Patienten Suizidwünsche äußern, welche Warnzeichen gibt es und wie kann man Suizid vorbeugen? Wir haben zusammengefasst, was du zu diesem Thema wissen solltest.
Suizid in der Pflege – die wichtigsten Fakten
Wovon sprechen wir eigentlich, wenn es um Suizid geht? Beginnen wir mit einer Definition.
- Mit dem Begriff Suizid ist eine selbst veranlasste, schädigende Handlung gemeint, die mit dem Ziel geplant wird, zum eigenen Tod zu führen. Am Ende der Suizidhandlung kommt es zum Tod der handelnden Person.
- Überlebt die Person die selbst veranlasste, schädigende Handlung, handelt es sich um einen Suizidversuch.
- Unter Suizidalität werden alle Denk- und Verhaltensweisen von Menschen zusammengefasst, die den eigenen Tod in Kauf nehmen oder anstreben.
Warum der richtige Umgang mit Suizidgefährdeten für Pflegende so wichtig ist
Laut der Deutschen Depressionshilfe haben über 90 Prozent der Menschen, die durch einen Suizid zu Tode kommen, an einer psychischen Erkrankung gelitten. Besonders gefährdet sind dabei Menschen, die in psychiatrischen Kliniken untergebracht sind. Während die Suizidrate in Deutschland im Jahr 2020 je nach Bundesland zwischen 7,6 und 15,9 Suiziden pro 100.000 Einwohner lag, ist diese Zahl in psychiatrischen Einrichtungen etwa um das Zehnfache erhöht.
Auch in der Altenpflege ist das Thema Suizid ständig gegenwärtig. Männer zwischen 50 und 65 sowie im Alter von 80 plus hatten im Jahr 2020 die höchsten Suizidraten.
Als Pflegefachkraft hast du oft mit Menschen zu tun, die mit schweren Krankheiten fertig werden müssen oder durch ihre Pflegebedürftigkeit ständig auf fremde Hilfe angewiesen sind. Jede:r Patient:in geht mit solchen einschneidenden Ereignissen anders um. Für einige Patienten ist ein Leben in diesem Zustand womöglich nicht mehr lebenswert, der selbst gewählte Tod erscheint als Erlösung vom täglich erlebten Leid. Worauf es ankommt: Wenn du Warnzeichen rechtzeitig und richtig deutest, kannst du suizidgefährdete Patienten professionell unterstützen.
Diese Warnzeichen für Suizid solltest du als Pflegefachkraft kennen
Bevor Patienten tatsächlich den Entschluss fassen, ihr Leben zu beenden, durchleben sie häufig verschiedene Phasen. Achte auf folgende Warnzeichen:
- Erwägungsphase: Dein:e Patient:in ist über einen längeren Zeitraum niedergeschlagen und deprimiert. In dieser Phase kommt es häufig zu Aussagen wie “das hat doch alles keinen Sinn mehr” oder “es muss auch einmal Schluss sein”. Auch nonverbale Gesten, etwa einen angedeuteten Kehlkopfschnitt, solltest du ernst nehmen.
- Ambivalenzphase: In dieser Phase suchen manche suizidgefährdete Menschen das Gespräch über Grundsatzfragen zu Leben und Tod. Sie sind unruhig, wirken hoffnungslos und leiden sichtbar. Sie wägen ab, ob sie in ihrer ausweglos scheinenden Situation weiterleben, oder ihrem Leben ein Ende setzen wollen. Überwiegt der Todeswunsch, folgt die dritte Phase.
- Entschlussphase: Ist die Entscheidung fest getroffen, Suizid zu begehen, wirkt der suizidale Mensch von außen oft besonders ruhig und gefasst. Das kann auf Außenstehende oft missverständlich wirken. Verschenkt der suizidgefährdete Mensch plötzlich Wertsachen, verabschiedet sich von Angehörigen oder formuliert seinen letzten Willen, kann das auf einen unmittelbar geplanten Suizid hinweisen.