Getötet von einer Person, der man vertraut: etwas Schlimmeres kann man sich kaum vorstellen. Gerade in Krankenhäusern oder Pflegeeinrichtungen sind Menschenleben oft von der richtigen Behandlung durch Pflegekräfte und Ärzt:innen abhängig. Aber was, wenn diese keine guten Absichten haben? Morde durch medizinisches Fachpersonal sind besonders schwer nachzuweisen, weshalb kaum realistische Aussagen darüber gemacht werden können, wie oft diese tatsächlich vorkommen. Im Folgenden sehen wir uns einen bekannten Fall von Patiententötungen näher an und gehen der Frage nach, wie so etwas überhaupt unbemerkt passieren kann.
Studie: Gibt es mehr Patientenmorde als bisher vermutet?
In Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sterben regelmäßig Menschen – der Tod gehört für Pflegekräfte und Ärzt:innen zum Alltag. In seltenen Fällen kann medizinisches Fachpersonal sogar für den Tod von Patient:innen verantwortlich sein: 82 Behandlungsfehler mit Todesfolge sind etwa 2020 festgestellt worden. Solche Vorfälle sind auch für die verantwortlichen Personen eine große Belastung.
Um Behandlungsfehler mit Todesfolge soll es in diesem Artikel jedoch nicht gehen. Stattdessen sehen wir uns eine viel dunklere Seite medizinischer Einrichtungen an: Patientenmorde. Diese geschehen vorsätzlich und nutzen sowohl die Hilflosigkeit der Patient:innen als auch das Umfeld aus, in welchem ein Mord nicht vermutet wird. Untersuchungen gibt es deshalb kaum – wie viele Patientenmorde es tatsächlich gibt, liegt vollkommen im Dunkeln. Ein Grund für den Psychiater Karl H. Beine, dieser Sache einmal nachzugehen: Er stellte 5.000 Ärzt:innen und Pfleger:innen die folgende Frage: „Haben Sie selbst schon einmal aktiv das Leiden eines Patienten beendet?“ Das Ergebnis ist überraschend: Tatsächlich wurde diese Frage mit Ja beantwortet. Und das gar nicht so selten. Hochgerechnet könnte es pro Jahr 14.000 Tötungsdelikte in deutschen Krankenhäusern geben.
Dass es sich dabei größtenteils um Morde mit „böser“ Absicht handelt, ist allerdings nicht zu vermuten. Stattdessen könnten viele der Befragten diese Frage so interpretiert haben, dass sie für Patient:innen aktive Sterbehilfe geleistet haben – etwa, um sie von starken Schmerzen zu erlösen. Denn auch hier darf man nicht vergessen: Die überwältigende Mehrheit aller Pflegekräfte hat gute Absichten in ihrem Beruf und möchte im Sinne ihrer Patient:innen handeln.