Umgang mit Trauer in der Pflege

Verfasst von Laura Hörner|Veröffentlicht am 31.08.2020

Psychischer Belastung in der Pflege vorbeugen

Der Tod als ständiger Begleiter 

Pfleger*innen sind tagtäglich mit dem konfrontiert, was andere Menschen zu meiden versuchen. Krankheit, Schwäche und Tod sind nicht nur Begleiterscheinungen des Berufs, sie stehen im Mittelpunkt des Pflegealltags. Mit diesen Themen so umzugehen, dass sie die eigene Person nicht belasten, ist nicht einfach. Denn so neutral du als Pfleger*in auch sein solltest, so schwierig ist es in der Realität, negative Erlebnisse nicht an dich heranzulassen. Am besten ist es, nicht erst zu versuchen, die psychische Belastung zu reduzieren, wenn sie bereits da ist, sondern präventiv dagegen vorzugehen. Wir geben Tipps, wie du mit der psychischen Belastung in der Pflege am besten umgehst.

 

Zunächst einmal muss gesagt werden, dass es kein Patentrezept für den Umgang mit psychischer Belastung gibt. Was dem einen hilft, belastet den anderen nur noch mehr und umgekehrt. Du solltest also auf dich selbst hören und so herausfinden, mit welchen Strategien du am besten mit belastenden Ereignissen umgehst. Du weißt selbst am besten, was dir hilft!

Sprich über das, was du erlebst

Wenn dich deine Arbeit belastet, solltest du auf jeden Fall versuchen, das Gespräch zu suchen. Gerade bei Todesfällen, bei Patient*innen, die dich an deine Familie erinnern oder bei kranken Menschen, zu denen du eine besondere Bindung aufgebaut hast, ist es schwer, diese Ereignisse einfach abzulegen, wenn du nach Hause gehst.

Suche dir jemanden, mit dem du sprechen kannst, wenn es dir aus irgendeinem Grund nicht gut geht. Das können zum Beispiel deine Kolleg*innen sein. Sie wissen am besten, wie es dir geht und sie werden verstehen, wie schwer manche Situationen für dich sind. Nicht nur Kolleg*innen sind gute Gesprächspartner*innen in schwierigen Situationen. Manchmal kann es dir mehr helfen, mit einem oder einer Außenstehenden über die Belastung zu sprechen. Besonders dein*e Partner*in wird dir sicher zuhören, wenn du mit ihm sprechen möchtest. Aber auch deine Freund*innen oder Eltern sind bestimmt bereit, dir ein offenes Ohr zu schenken. Dabei ist es besonders wichtig, dass du ehrlich mit dir selbst und deinen Gesprächspartner*innen bist und dich nicht für deine Gefühle schämst. Manchmal sind es „nur“ kleine Dinge, die dich belasten oder innerlichen Stress verursachen, und das ist in Ordnung. Beschönige nichts und versuche auch nicht unbekümmert zu wirken, wenn du es nicht bist. 

Zwar arbeiten deine Bekannten oder Familienmitglieder häufig in anderen Berufen. Vielleicht haben aber auch sie schon Erfahrung mit solchen Erlebnissen gemacht und können dir mit einem Rat zur Seite stehen.

Sprich nicht über das, was du erlebst

Während es manchen Menschen Frieden bringt sich auszusprechen, ist es für andere eine zusätzliche Belastung, wenn sie von der Arbeit nach Hause kommen und weiter darüber sprechen müssen. Bist du ein solcher Mensch, dann mache deinem Umfeld klar, dass die Arbeit für dich Arbeit ist und dass du nicht auf deinen Tag oder deinen Job im Allgemeinen angesprochen werden möchtest. Diese klare gedankliche Trennung kann für dich und deine psychische Gesundheit sehr wichtig sein.

Sport und Co: Schaffe einen Ausgleich

Wenn dich dein Job in der Pflege belastet, dann ist es wichtig, dass du etwas findest, das dir einen Ausgleich bietet. Besonders geeignet ist hierfür Sport. Wenn du dich bewegst, wird bei dir das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet und du fühlst dich gleich besser. Wer sich nicht auspowern, sondern lieber entspannen möchte, für den ist einfaches Yoga oder sogar Meditation eine gute Alternative. Das lässt sich ganz leicht auch ohne Fitnessstudio zu Hause machen. Eine weitere bewährte Methode, um nach der Arbeit zu abzuschalten, ist autogenes Training. Für diese Entspannungsmethode gibt es ausführliche Anleitungen im Internet, auch Kurse kannst du besuchen.

Du bist nicht allein: suche dir Hilfe!

Wird der psychische Druck bei der Arbeit zu hoch und bleibt über eine längere Zeit bestehen, solltest du unbedingt mit einem Therapeuten oder einer Therapeutin darüber sprechen – denn sonst kann sich das negativ auf deine Gesundheit auswirken. Eine Psychotherapie kann dich unterstützen und dir helfen, mit deiner Arbeit in der Pflegebesser umzugehen. Im Rahmen dessen kann es auch sinnvoll sein, deine Arbeitszeit zu reduzieren. Spreche mit deinen Vorgesetzten darüber, ob für dich eine Teilzeitbeschäftigung oder zumindest eine Reduzierung deiner Stunden über einen bestimmten Zeitraum möglich ist. In besonders schweren Fällen kann auch eine längere Auszeit nötig sein. Spreche darüber mit deinem Arzt oder deiner Ärztin und lasse dich krankschreiben, wenn du keine andere Möglichkeit siehst.

Körperliche Belastung auf der Tagesordnung?

Neuer Job für deine Karriere in der Pflege?

Nimm Abschied mit Ritualen

Viele Pflegekräfte gehen mit dem Tod von Patient*innen dadurch um, dass sie bestimmte Rituale durchführen. Das kann ausschließlich innerlich geschehen, lässt sich aber auch nach außen übertragen.

So kann zum Beispiel eine gemeinsame Schweigeminute, bei der alle Pfleger*innen zusammenkommen und sich gemeinsam verabschieden. Oder ein Treffen, bei dem jeder erzählt, was er von dem Verstorbenen gelernt hat, welche Erinnerung an ihn hat oder etwas anderes, das er oder sie loswerden möchte.

Wenn dich etwas sehr belastet oder du dich von jemandem verabschieden musstest, kannst du zum Beispiel auch einen Brief an die Person oder an dich selbst schreiben. Lesen muss diesen natürlich niemand, wenn du es nicht möchtest.Gerade Pfleger*innen, die noch am Anfang ihrer Karriere stehen, besuchen manchmal auch die Beerdigung des oder der Verstorbenen. Auch das kann ein Weg sein, Abschied zu nehmen und so psychisch besser mit der Situation abzuschließen. Dennoch solltest du darüber nachdenken, ob es auf Dauer gut für dich ist, solch eine enge Verbundenheit zu deinen Patient*innen zuzulassen.

Erinnere dich an deine Aufgabe

Vielen Pflegekräften hilft es, eine emotionale Situation aus einer nüchternen Perspektive zu betrachten. Auch das ist vollkommen legitim, wenn es dir und deiner psychischen Gesundheit hilft. Dazu kannst du dich zum Beispiel darauf besinnen, was deine Aufgabe ist: Die Menschen zu pflegen, zu begleiten und dann wieder gehen zu lassen. Die Konzentration darauf, dass du nur ein kleiner Abschnitt im Leben der Patient*innen bist und darin nur eine bestimmte Funktion erfüllst, hilft dir dabei, die richtige Distanz zu wahren. Fokussiere dich darauf, was du zum Wohl der Patient*innen beiträgst und nicht darauf, was du nicht für ihn tun kannst. 
 

Wenn du in deinem Job als Pflegekraft das Gefühl hast, an deine psychischen Grenzen zu stoßen, dann ist das kein Zeichen von Schwäche. Im Gegenteil bedeutet das, dass du empathisch bist und dich gut in andere hineinversetzen kannst – als Pfleger ist das eine wichtige Eigenschaft! Umso wichtiger ist es jetzt, dass du lernst, damit umzugehen und dich vor negativen Auswirkungen schützt. Am Ende ist es immer am wichtigsten, dass es dir gut geht. Denn wenn du dich nicht gut fühlst, kannst du dich auch nicht um andere kümmern.

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Laura Hörner
Kulturwirtschaft Uni Passau

Als freie Autorin schreibt Laura Hörner bei TalentRocket über Themen rund um die juristische Karriere. Besonders interessiert sie sich dabei für die vielfältigen Karrierewege, die Jurist:innen offenstehen.