Ein Würfel mit einem lachenden Gesicht wird aus einer Reihe von Würfeln genommen

Verfasst von Johanna von Schoeler

Die Sonnenseite meines Jobs

Folge 1 unserer MediRocket Serie "Perspektivwechsel"

Kennst du das? Du bist mit dem falschen Fuß aufgestanden, der Bus ist dir vor der Nase weggefahren, du kommst 10 Minuten zu spät zur Übergabe! Das kann ja nur ein schlechter Tag werden: Fettnäpfchen und Konflikte sind vorprogrammiert. Und wahrscheinlich wird es wirklich kein guter Tag – weil du ihm unbewusst gar nicht die Chance gibst, ein solcher zu werden! Denn Haltung und Erwartung haben einen erheblichen Einfluss auf dein Handeln. Man nennt das auch eine „sich selbsterfüllende Prophezeiung“. 

Worauf will ich hinaus? Die Grundeinstellung, dass der Pflegeberuf mit vielen Schwierigkeiten und Herausforderungen verbunden ist, prägt dein eigenes Erleben des Berufsalltags – oftmals negativ. Das wiederum kann auf dein eigenes Verhalten abfärben und auch beeinflussen, wie du das Verhalten von anderen in deinem Umfeld wahrnimmst. So bekommt alles einen "negativen Stempel" aufgedrückt. Wir haben es mit einem sich selbst erhaltenden Kreislauf zu tun, einem echten Teufelskreis.

Hallo, ich bin Johanna!

Ich coache und berate Menschen in Gesundheitsberufen. Ich möchte mehr Positivität in den Arbeitsalltag bringen – damit Pflegekräfte ihren so wichtigen Job mit Kraft und Freude ausüben können.

Mit der Serie „Perspektivwechsel“ gebe ich Denkanstöße, damit du gewohnte Pfade verlässt und neue Blickwinkel einnimmst – Veränderung beginnt bekanntlich im Kopf! Du kannst dabei helfen, deinen Berufsalltag positiv mitzugestalten!

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Raus aus dem Teufelskreis

Diesen Teufelskreis möchte ich heute mit dir durchbrechen, indem ich dir ein paar nützliche Tipps und Tricks an die Hand gebe. Ich möchte Dir zeigen, wie du deine Aufmerksamkeit vermehrt auf die „Sonnenseite“ deines Berufs legen kannst – also auf das, womit du zufrieden bist, was so bleiben soll, dir Kraft spendet. Das lohnt sich doppelt, denn unsere Energie folgt unserer Aufmerksamkeit*. Mit anderen Worten: Worauf du deinen Fokus richtest, wird verstärkt und wächst. Wenn du also anfängst, dich vermehrt auf die guten, angenehmen Aspekte deines Alltags zu konzentrieren, dann werden dir ganz automatisch mehr davon auffallen. Die folgenden drei Denkanstöße helfen dir dabei genau das zu üben. 

Übung 1: Deine „Hit-List“

Wechselnde Schichten, neonbeleuchtete Korridore, ärztliche Anweisungen, wenig Zeit am Bett, immer mehr Dokumentation, umständliche Prozesse, Wirtschaftlichkeit vor Menschlichkeit, zickige Kollegen … die Liste der Dinge, die im Pflegealltag nerven, ist lang. Keine Frage. Ich zeige dir heute, wie du ein Gegengewicht dazu herstellen kannst. Nämlich eine Liste der Dinge, die du an deinem beruflichen Alltag magst, die dich gut gelaunt stimmen und an denen du Freude hast: erstelle deine persönliche „Hit List“. 

Und so geht’s:

  1. Setze dich dafür an einen für dich geeigneten Ort, an dem du ungestört nachdenken kannst. 
  2. Nimm dir einen Stift und beantworte folgende Fragen schriftlich. Achte darauf, dass deine Antworten möglichst konkret sind und du sie mit Beispielen untermauerst. Die Reihenfolge ist dabei völlig egal. Fang einfach mit der Frage an, die dich am meisten anspricht.

    Was ist positiv an meinem Job? 
    Was soll so bleiben, wie es ist? 
    Was sind die Dinge, die mir Spaß machen?
    Wann fühle ich mich gut?
    In welchen Situationen merke ich, warum ich diesen Beruf ergriffen habe?
    Wovon will ich mehr? 

     
  3. Bewahre diese Liste gut auf und nimm die Erkenntnisse mit in deinen Arbeitsalltag. Vielleicht entdeckst du im Laufe der Zeit noch mehr Positives? Dann ergänze deine „Hit List“ gerne. Lese sie immer mal wieder durch, das hat die gleiche Wirkung wie eine Playlist mit Guter-Laune-Musik und unterstützt dich dabei, den positiven Aspekten deines beruflichen Alltags mehr Aufmerksamkeit zu schenken!

Übung 2: Das Wunderglas

Es gibt diese Tage, an denen gar nichts zu funktionieren scheint. Wir kennen sie alle. Nun stell dir vor, du hast ein Geheimrezept für diese Tage: deine persönliche Schatzkiste, die dich an schöne Situationen, Ereignisse, Menschen erinnert. Diese Erinnerungen helfen dir dabei, die Dinge wieder in ein positiveres Licht zu rücken und mit dem Gedanken ins Bett zu gehen, dass morgen ein neuer Tag ist. 

Und so funktioniert's:

  1. Du brauchst ein Gefäß oder eine Box, viele Zettelchen oder Post-its und einen Stift.
  2. Notiere dir jeden Tag mindestens ein positives Erlebnis aus deinem Berufsalltag: ein Erlebnis, eine Begegnung, ein Satz – irgendetwas, das dir gutgetan oder dir Freude bereitet hat. 
  3. Stecke das Zettelchen in dein Gefäß oder klebe es zum Beispiel innen an die Türe deines Spinds Es ist ganz egal, ob du dein Wunderglas oder deine deine Wunder-Wand zu Hause oder an deinem Arbeitsplatz deponierst. Hauptsache du hast tagtäglich Zugang dazu. So kannst du diese Routine einfacher in deinen Alltag integrieren. 

Im Laufe der Zeit entwickelst du so deine persönliche Sammlung positiver Alltagserlebnisse, auf die du immer zugreifen kannst. In guten und auch in schlechten Zeiten. Ein weiterer positiver Effekt ist, dass du achtsamer durch den Alltag gehst, den gut laufenden Dingen mehr Aufmerksamkeit schenkst und so ganz automatisch der „Sonne“ mehr Möglichkeit gibst zu scheinen.

Übung 3: Die Reframing Brille

Noch mehr Sonnenseite gefällig? Dann setzte dir mal die „Reframing-Brille“ auf. Sie taucht die Welt nicht in rosa, hilft dir aber dabei bisher ungesehene Möglichkeiten zu entdecken und neue Blickwinkel einzunehmen. Mit anderen Worten: die Reframing Brille erweitert deinen Horizont! 

Reframing bedeutet eigentlich nichts anderes als Umdeuten. Wenn du ein Problem, das Verhalten eines Kollegen, die Aussage einer Patientin etc. neu interpretierst, dann bekommt dasselbe Ereignis eine neue Bedeutung. Das ermöglicht wiederum einen neuen, oft positiveren Umgang mit der Situation. 

Dann lass uns mal das Glas als halb voll betrachten und das Gute im Schlechten entdecken! Die alles entscheidende Frage beim Reframing lautet immer: 

„Was ist positiv daran? Die Absicht? Der Effekt? Die Eigenschaft?“

Ein Beispiel: Kollege X meckert ständig über Schwachpunkte im Stationsalltag. Alle Kolleg:innen sind von seinem Gemecker genervt.  Versuchen wir, das Ganze mal mit einem Blick durch unsere Reframing-Brille zu deuten. 

  1. Welche Absicht steckt hinter dem irritierenden Verhalten? 

    Reframing: Kollege X meckert, denn er möchte auf Fehlerquellen aufmerksam machen und die Qualität der Arbeit auf der Station verbessern. 

    → Durch die Konzentration auf seine Absicht anstatt auf sein Verhalten, bekommt das Gemecker eine andere Bedeutung. 
     
  2. Welchen Effekt hat es oder wofür ist es gut? 

    Reframing: Kollege X spricht Schwachstellen und Defizite an, die behoben werden können. 

    → Durch die Konzentration auf das Ergebnis, das er anstrebt, bekommt sein Verhalten eine andere Bedeutung. 
     
  3. Welche Eigenschaft verbirgt sich? 

    Reframing: Kollege X hat einen großen Willen, Dinge zu verbessern und dabei nicht locker zu lassen. 

    → Durch die Konzentration auf die schätzenswerte Fähigkeit, bekommt sein Verhalten eine andere Bedeutung.

Nun setze auch du dir die Reframing Brille auf, sei neugierig wie ein Forscher und gehe auf Entdeckungsreise! Schau dir die Aussagen und Verhaltensweisen in deinem Umfeld, die dich im Alltag Kraft und Energie kosten, etwas genauer an. Du wirst entdecken, dass sich dahinter noch viel mehr Deutungsmöglichkeiten verstecken als nur die eine. Ein Versuch ist es mindestens wert – denn wer nichts wagt, kann bekanntlich auch nichts gewinnen!

 

Ich hoffe, dass dir die Impulse des ersten Artikels der Serie „Perspektivwechsel“ gefallen haben und du Lust bekommen hast, die ein oder andere Übung auszuprobieren. Es ist übrigens wissenschaftlich erwiesen**, dass positive Gedanken und eine positive Lebenseinstellung dabei helfen, mit Problemen und Herausforderungen besser umzugehen. Nun ist natürlich nicht jede:r ein:e geborene:r Optimist:in - aber jede:r kann lernen, positiv zu denken. Dabei geht es nicht darum etwas schönzureden, wegzulächeln oder gar negative Gefühle zu unterdrücken. Vielmehr ist es eine Frage der Aufmerksamkeitsverteilung: du allein entscheidest darüber, wie viel Raum du negativen und wie viel Raum du positiven Gedanken geben möchtest. Und auch darüber, mit welchen Gedanken es dir besser geht. 

 

Ich freue mich, wenn du deine Erfahrungen mit den drei vorgestellten Übungen mit mir teilst. Schicke mir dafür gerne eine E-Mail.
 

 

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*Felix Brocker, Die Wissenschaft der Gedankenführung: Band 1 Grundlagen, CreateSpace Independent Publishing Platform; 2. überarbeitete Auflage,  2014
**u.a. Dr. Barbara Frederickson

MediRocket Serie "Perspektivwechsel"

Mit unserer neuen Serie „Perspektivwechsel“ möchten wir dir einfache Tipps und Tricks an die Hand geben, wie du deinen Arbeitstag positiv mitgestalten kannst. In den Artikeln stellen wir dir einfache Übungen und Gedankenexperimente vor: sie sollen dir dabei helfen, typischen Herausforderungen des Pflegealltags zu begegnen und aktiv Einfluss auf sie zu nehmen.

 

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