Eine Frau lächelt in einen Spiegel.

Verfasst von Johanna von Schoeler|Veröffentlicht am 15.09.2022

Wertschätzung beginnt bei dir!

Folge 2 unserer MediRocket Serie "Perspektivwechsel"

Die Ergebnisse vieler Umfragen zeigen, dass deutsche Pflegekräfte Wertschätzung vermissen. Wertschätzung der Gesellschaft, der Politik, des eigenen Arbeitgebers. Auch der Gepflegten, ihrer Angehörigen, der Vorgesetzten, der Kolleg:innen – obwohl die Pflege ein so wichtiger Dienst am Menschen und damit auch an unserer Gesellschaft ist. Dieser Arbeit gebührt Wertschätzung finanzieller Art, aber auch von Mensch zu Mensch. Aber was genau ist Wertschätzung und warum ist sie so unglaublich wichtig für uns Menschen? Das verrate ich dir in diesem Artikel der Serie “Perspektivwechsel”. Und: Ich zeige dir, wie du (Selbst)Wertschätzung üben kannst – denn diese ist der erste Schritt, um Wertschätzung annehmen und anderen entgegenbringen zu können.

Hallo, ich bin Johanna!

Ich coache und berate Menschen in Gesundheitsberufen. Ich möchte mehr Positivität in den Arbeitsalltag bringen – damit Pflegekräfte ihren so wichtigen Job mit Kraft und Freude ausüben können.

Mit der Serie „Perspektivwechsel“ gebe ich Denkanstöße, damit du gewohnte Pfade verlässt und neue Blickwinkel einnimmst – Veränderung beginnt bekanntlich im Kopf! Du kannst dabei helfen, deinen Berufsalltag positiv mitzugestalten!

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Lob, Anerkennung und Wertschätzung: Was ist der Unterschied?

Sehen wir uns zunächst einmal an, wie man diese Begriffe voneinander abgrenzen kann.

  • Lob ist die positive Rückmeldung für eine erbrachte Leistung. Es bezieht sich auf eine beobachtbare Handlung und wird meist zeitnah ausgesprochen. Lob kann manipulativ sein, wenn es zu höherer Leistung oder mehr von einem erwünschten Verhalten führen soll.
  • Anerkennung ist ebenfalls handlungsbezogen, jedoch erfolgsunabhängig. So kann zum Beispiel der Einsatz, die Anstrengung oder Bemühung einer Person anerkannt werden, auch wenn der unmittelbare Erfolg ausbleibt. Anerkennung ist ein Ausdruck von Wertschätzung und wird ebenfalls zeitnah ausgesprochen.
  • Wertschätzung umfasst dagegen mehr: Sie bezieht sich nicht auf eine konkrete Handlung, sondern meint eine grundsätzlich wohlwollende, positive Haltung gegenüber anderen. Sie ist nicht an Bedingungen geknüpft, unabhängig von erbrachter Leistung und hat keine manipulativen Hintergedanken. Wertschätzung bezieht sich auf die gesamte Person mit ihren Eigenschaften und wird in Form von Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit ausgedrückt.  

Wohltuendes Wundermittel

Wertschätzung ist ein zentrales menschliches Bedürfnis. Wir alle brauchen Feedback, möchten wahrgenommen werden und wünschen uns Bestätigung. Wir wollen uns als Mensch wertvoll und gesehen fühlen, nicht nur als Leistungsträger. Wertschätzung wirkt auf vielen Ebenen: sie motiviert, macht zufrieden, stärkt Beziehungen, steigert den Selbstwert, schüttet Glückshormone aus und trägt zum Erhalt der Gesundheit bei. Sie ist ein wohltuendes Wundermittel! 

Wertschätzung hat auch einen direkten Einfluss auf deine Mitmenschen: wenn du dich selbst wertschätzt und Wertschätzung von anderen erfährst, dann kannst du sie auch weitergeben. Das wirkt sich positiv auf das Klima in deinem persönlichen und beruflichen Umfeld aus. Im besten Fall entwickelt sich daraus eine Umgebung, in der sich jeder mit seinen Stärken und Schwächen angenommen fühlt. Das verringert den Leistungsdruck und ermöglicht Raum zum Ausprobieren. Findest du nicht auch, dass das nach einem wünschenswerten Arbeitsklima klingt? 

Fang bei dir selbst an

„Sich selbst wertschätzen“ bedeutet nichts anderes als sich selbst einen Wert zu geben. Das tust du, wenn du dich grundsätzlich – also nicht an Bedingungen oder Leistungen geknüpft - als eine wertvolle Person betrachtest und dich mit deinen positiven wie negativen Seiten akzeptierst. 
Diese wohlwollende Haltung dir selbst gegenüber nennt sich Selbstwertschätzung. Sie ist der notwendige Grundstein dafür, die Wertschätzung anderer erfahren und Wertschätzung selbst weiterzugeben zu können. Mit anderen Worten bedeutet das: jeder muss bei sich selbst anfangen.
Das lohnt sich in doppelter Hinsicht. Zum einen für dich: du machst dich unabhängiger von äußerlicher Anerkennung, wenn du dich und dein Tun wertschätzt. Zum anderen für dein persönliches und berufliches Umfeld: deine wertschätzende Haltung wirkt sich auf die Leute um dich herum positiv aus. 

Übung macht den Meister: 3 Tools für dich

Weil Übung bekanntlich den Meister macht, möchte ich dir drei Selbstcoaching Tools an die Hand geben, mit denen du dich in Selbstwertschätzung üben kannst. Je mehr du dich damit beschäftigst und übst, desto mehr automatisierst du deine wertschätzende Haltung dir selbst und anderen gegenüber. Das ist wie mit einem Muskel, den du trainierst und der dadurch immer stärker wird. 

Los geht’s: Ich empfehle dir, deine Antworten und Ideen bei der Durchführung der Übungen kommen, aufzuschreiben. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Schreiben dabei hilft, Gedanken nicht nur festzuhalten, sondern auch zu ordnen und weiterzuentwickeln. Und wir wollen im besten Fall ja einen langfristigen Effekt erzielen.

 

Übung 1: Drei Fragen, um den Weg der Selbstwertschätzung einzuschlagen

  1. Für wen bin ich wertvoll?

    → Denke dabei an dein privates und berufliches Umfeld.
    → Erstelle eine Liste an Personen, Organisationen, Tieren, Pflanzen etc. für die du bedeutsam bist.
     
  2. Was macht mich wertvoll?

    → Denke an diejenigen, die du bei der vorherigen Frage aufgelistet hast. 
    → Fokussiere dich auf die persönlichen Eigenschaften und Fähigkeiten, die dich ausmachen. Auch in deinen vermeintlichen Schwächen, kann für jemand anderen etwas Gutes stecken. Wenn du zum Beispiel dazu neigst „Schwarz zu malen“, kann das für deine manchmal naive Freundin sehr wertvoll sein.

    Wenn dir die Beantwortung der Frage schwerfällt, stelle dir die Frage so: Was würden mir Leute aus deinem Umfeld antworten, wenn ich sie frage, welche Eigenschaften und Fähigkeiten sie an dir wertvoll finden? 
     
  3. In welchen Situationen merke ich, dass ich ein wertvoller Mensch bin?

    → Denke auch hier wieder an diejenigen, die auf deiner Liste stehen. 
    → Trage nun möglichst konkrete Beispiele zusammen und achte in Zukunft vermehrt darauf, wann du dich wertvoll fühlst. So kannst du deine Liste immer weiterführen. 

Übung 2: Sei dir selbst ein guter Freund 

  1. Was macht für mich eine:n gute:n Freund:in aus?

    → Mache eine Liste der Eigenschaften, die du an ihr oder ihm schätzt. Auch über die Erwartungen, die du an sie oder ihn hast, lohnt es sich nachzudenken.

    Wenn dir das schwerfällt, dann denke an eine bestimmte befreundete Person und an unterschiedliche Lebenssituationen, in denen sie oder :er dir freundschaftlich zur Seite gestanden hat. Welche Eigenschaften schätzt du besonders? 
     
  2. Bin ich mir selbst immer ein: gute:r Freund:in?

    → In welchen Situationen bist du dir kein:e gute:r Freund:in? Zum Beispiel zu hart im Urteil, wenig verständnisvoll oder ungeduldig? 
    → Was würde dir dein:e gute:r Freund:in in dieser Situation raten oder sagen?
     
  3. Wie kann ich es schaffen, mir selbst ein:e gute:r Freund:in zu sein?

    → Gibt es Situationen, in denen du dir selbst wie ein guter Freund begegnest? Wie kannst du dieses Verhalten wiederholen?
    → Denke an zwei oder drei essenzielle Eigenschaften, die du von guten Freunden erwartest und überlege dir, wie du sie dir selbst entgegenbringen kannst.

Übung 3: Ein Lob den Fehlern

„Es ist von großem Vorteil, die Fehler, aus denen man lernen kann, recht früh zu machen“, sagte Sir Winston Churchill – er wusste, dass Erfahrungen lehrreich sind. Du kannst sie aber nur sammeln, wenn du mutig bist, Neues wagst, Dinge ausprobierst und dich dabei auch mal irrst, Umwege gehst und Fehlschläge einsteckst. Wenn du immer nur versuchst, keinen Fehler zu machen, dann bist du entscheidungs- und handlungsunfähig. 

Halte dir lieber vor Augen, dass die meisten deiner Taten und Entscheidungen korrigierbar sind. (Natürlich sprechen wir hier nicht von schwerwiegenden Fehlern in der Pflege, sondern eher von den kleinen Missgeschicken, die dir mal unterlaufen können und bei welchen niemand zu Schaden kommt.) Verurteile dich nicht für deine Fehler, sondern sehe sie vielmehr als Entwicklungsmöglichkeiten, die dir neue Türen öffnen, dich wachsen und besser werden lassen.

Nimm dir in dieser letzten Übung Zeit, einige „Fehler“ aus der Vergangenheit genauer unter die Lupe zu nehmen.

  1. Was hast du aus diesem Fehler gelernt? Welche positiven Folgen hatte er? 

    Auf den ersten Blick ist nicht immer zu erkennen, was ein Fehler Positives bewirkt hat. Oft reicht es schon anzuerkennen, dass du dich geirrt hast und beim nächsten Mal anders handelst.
  2. Mache eine Kraftgeschichte aus jedem der Fehler:

    Notiere sie oder nehme sie als Audiodatei auf deinem Telefon auf. Wichtig ist nur, dass du auf sie zugreifen kannst, wenn du sie brauchst. Zum Beispiel, wenn du einenm gemachten Fehler noch nichts Positives abgewinnen kannst. 
  3. Wertschätzung ist eine Praxis

    Selbstwertschätzung braucht Übung, um verinnerlicht zu werden. Anfangs kann ein kleines Ritual dir dabei helfen: vor dem Einschlafen, auf deinem Arbeitsweg, beim Zähneputzen oder Sport etc. Wähle den Zeitpunkt, der sich für dich am besten eignet und stelle dir folgende Fragen:

    → Für wen war ich heute wertvoll und in welcher Situation? 
    → War ich mir heute selbst ein:e gute:r Freund:in?
    → Aus welchem Fehler habe ich heute etwas gelernt? 

Mit gutem Beispiel vorangehen

Wenn du dich nun in Selbstwertschätzung übst, so wird es dir leichter fallen, deinen Mitmenschen gegenüber eine wohlwollende Haltung einzunehmen. Wie oben erwähnt, drückt sich Wertschätzung in Form von Zugewandtheit, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit aus. Sie kommt von Herzen, ohne Hintergedanken. Wie du sie deinen Mitmenschen zeigst, hängt von deiner Persönlichkeit ab. 

Hier ein paar Beispiele als Inspiration: 

  • ein Kompliment für etwas, was sie oder:ihn in deinen Augen wertvoll macht
  • ein freundliches Lächeln 
  • ein lieber Gruß, ein freundliches Wort 
  • eine interessierte Nachfrage
  • eine Geste der Dankbarkeit für etwas, das du als wertvoll empfunden hast
  • deine uneingeschränkte Aufmerksamkeit 
  • das Angebot, zu helfen 
  • Toleranz für Fehler und Schwächen zeigen
  • und vieles mehr … 

 

Frei nach Mahatma Ghandi kannst du die Veränderung sein, die du dir selbst wünscht. Das wirkt sich unweigerlich auf deine Umgebung aus und führt im Idealfall zu einem besseren Arbeitsklima. Ich freue mich sehr freuen, wenn du deine Erfahrungen mit den Übungen und einhergehenden Änderungen um dich herum mit mir teilst. Schicke mir dafür gerne eine E-Mail. Bis zum nächsten Mal! 
 

 

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MediRocket Serie "Perspektivwechsel"

Mit unserer neuen Serie „Perspektivwechsel“ möchten wir dir einfache Tipps und Tricks an die Hand geben, wie du deinen Arbeitstag positiv mitgestalten kannst. In den Artikeln stellen wir dir einfache Übungen und Gedankenexperimente vor: sie sollen dir dabei helfen, typischen Herausforderungen des Pflegealltags zu begegnen und aktiv Einfluss auf sie zu nehmen.

 

Wertschätzung beginnt bei dir

Was schätzt du an dir und dem, was du tust?

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Wie kann Coaching dabei helfen, Herausforderungen in der Pflege zu begegnen?

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