Burnout bei Pflegekräften

Verfasst von Sarah Derkaoui|Veröffentlicht am 16.11.2020

Burnout in der Pflege – was du bei Überlastung tun kannst

Symptome erkennen und dem Burnout vorbeugen

Ausgebrannt, überlastet, hoffnungslos – wie kommt es, dass Burnout in der Pflege so häufig vorkommt und trotzdem so wenig thematisiert wird? In diesem Artikel zeigen wir dir, an welchen Symptomen sich ein beginnender Burnout zeigt, wo die Ursachen liegen und was du effektiv dagegen tun kannst!

Burnout in der Pflege: Diese Symptome solltest du ernstnehmen!

Das Tückische am Burnout ist, dass er meist schleichend kommt. Viele Betroffene realisieren erst, wenn sie kurz vor dem körperlichen und mentalen Zusammenbruch sind, wie schlimm es wirklich um sie steht. Das gilt umso mehr für Pflegekräfte. Schätzungen gehen davon aus, dass jede dritte Pflegekraft in Deutschland burnout gefährdet ist.

Schuld ist ein Gift-Cocktail aus hoher Arbeitsbelastung, wenig Freizeit und steigender Verantwortung. Vielleicht kommt dir das bekannt vor: Bei zehn-Stunden-Schichten, häufiger Nachtarbeit und zu wenigen freien Tagen ist ein normales Sozial- und Familienleben oft gar nicht möglich. Weil du als Pflegefachkraft außerdem darauf getrimmt bist, dass die Patientenversorgung an erster Stelle steht, bleibt das eigene Wohlbefinden nicht selten auf der Strecke.

Wenn du folgende Symptome bei dir beobachtest, solltest du dir dringend medizinische Hilfe holen:

  • Du hast Schwierigkeiten, dich zu konzentrieren

  • Du leidest unter starker Müdigkeit bis hin zur Erschöpfung

  • Du hast das Gefühl innerer Leere und Gleichgültigkeit

  • Du bist häufig nervös, angespannt und reizbar

  • Du kämpfst mit Schlafproblemen, Kopf- und/oder Rückenschmerzen, oder Muskelverspannungen


Du siehst, die Bandbreite der Burnout-Symptome umfasst eine ganze Reihe psychischer und physischer Beschwerden. Das Problem: Bei der Behandlung einzelner Symptome gerät das zugrundeliegende Problem eines drohenden oder bereits bestehenden Burnouts leider häufig aus dem Blickfeld. Deshalb ist es besonders wichtig, die eigene Situation im Gesamtbild zu beurteilen. Das fängt damit an, die individuellen Ursachen für Burnout zu identifizieren.

Prävention als wichtigste Grundvoraussetzung

Informiere dich über die Gesundheitsangebote verschiedener Arbeitgeber

4 häufige Burnout-Ursachen im Pflegeberuf

Erinnerst du dich noch daran, warum du dich für einen Beruf in der Pflege entschieden hast? Vielleicht war es deine Motivation, hilfsbedürftige Menschen zu unterstützen, oder du wolltest der Gesellschaft etwas zurückgeben. Wer in der Pflege tätig ist, verfügt oft über eine besonders große Portion Empathie und Mitgefühl. Aber: einen Teil davon solltest du unbedingt auch für dich aufheben!

Gerade in der Pflege hat man oft den Anspruch an sich selbst, zu jedem Zeitpunkt planmäßig zu funktionieren. Zuerst kommen immer die Anderen, denn die Patientenversorgung steht schließlich an erster Stelle. Das zehrt auf die Dauer an allen körperlichen und mentalen Reserven. Vor allem, wenn die Arbeitsbedingungen dazu ihr Übriges tun.


Diese Ursachen für Burnout kommen häufig in der Pflege vor:

  • hohes Arbeitspensum: Überstunden und Schichten, die schon mal zehn Stunden dauern können, gehören leider für viele Pflegende zum Berufsalltag. Aufgrund des Personalmangels sind viele Stationen zudem chronisch unterbesetzt.

  • wenig Freizeit: Der Mangel an qualifiziertem Pflegepersonal führt dazu, dass der Erwartungsdruck auf die einzelne Pflegefachkraft steigt, sowie mehr Aufgaben und Verantwortung auf den Schultern Einzelner liegen.

  • straffe Dienstpläne: Nachtschichten und die Arbeit an Wochenenden machen es Pflegenden schwer, sich echte Erholungsphasen zu gönnen und “einfach mal abzuschalten”.

  • angespanntes und stressiges Arbeitsklima: In der Pflege sind die Stresslevel aufgrund der anspruchsvollen Tätigkeit ohnehin hoch. In Verbindung mit den vorher genannten Punkten kann jedoch eine toxische Abwärts-Spirale entstehen, die geradewegs in den Burnout führt.


Du hast dich für den Pflegeberuf entschieden, weil du Menschen helfen wolltest. Doch das kannst du nur, wenn du zuallererst auf dich aufpasst. Bist du mit deiner beruflichen Situation unzufrieden, fühlst dich überlastet und nicht wertgeschätzt, strahlst du das auch nach Außen aus. 

Diese “miese Stimmung” spüren auch Patienten. Das belastet zusätzlich. So sehr, dass manche Pflegekräfte zu drastischen Mitteln greifen, um Patienten und/oder Bewohner ruhigzustellen. Die Gabe von Beruhigungsmitteln, Fixierung oder Vernachlässigung sind nur einige Beispiele für Gewalt in der Pflege, die ihren Ursprung in völliger Überforderung hat. 

Dazu soll es natürlich nicht kommen. Doch die Frage bleibt: Was kannst du tun, um Überforderung und Burnout vorzubeugen? 

Überlastung in der Pflege – das kannst du tun!

Eins ist klar: Gutgemeinte Ratschläge wie “Gönne dir mehr Pausen!”, “Mache weniger Überstunden!” und “Handele flexible Arbeitszeiten aus!” klingen für viele Pflegende eher nach einem schlechten Witz, als nach einem sinnvollen Lösungsansatz.

Wenn es an allen Ecken und Enden an Personal fehlt, wird es mit der Umsetzung solcher Tipps nämlich schwer. Doch die Situation ist trotzdem nicht ausweglos. In der folgenden Liste teilen wir mit dir, was anderen Pflegekräften geholfen hat, einen drohenden Burnout zu vermeiden oder mit Burnout umzugehen.

  1. Tausche dich mit anderen Pflegefachkräften aus, denen du vertraust. Das kann helfen, sich gegenseitig zu stärken und Strategien miteinander zu teilen, mit denen andere gute Erfahrungen gemacht haben. Auch ganz wichtig: Du realisierst, dass du mit deiner Situation nicht alleine bist.

  2. Lerne, Grenzen zu ziehen. Ein Punkt, der vielen Pflegekräften oft besonders schwerfällt. Wenn du ohnehin ständig Überstunden machst und dann zusätzlich noch Vertretungsdienste übernehmen sollst, ist es jedoch an der Zeit, Nein zu sagen. 

  3. Integriere Entspannungsroutinen in deinen Alltag. Das können Atemübungen, Meditationen oder auch andere Rituale sein, die dir helfen, den stressigen Berufsalltag für einige Momente hinter dir zu lassen. Für die meisten davon benötigst du sogar nur wenige Minuten am Tag. 

  4. Suche Rückhalt in deinem sozialen Umfeld. Manchmal hilft es, sich darauf zurückzubesinnen, dass das Leben nicht nur aus dem Beruf besteht. Wenn du das Gefühl hast, dass der Stress auf der Arbeit dich innerlich auffrisst, kannst du dir überlegen, ob du darüber mit guten Freunden oder Bezugspersonen in deiner Familie sprechen möchtest. Dadurch erhältst du eine Art Außenperspektive auf deine Situation, was dir bei einer realistischen Einschätzung helfen kann.

  5. Nimm’ dir eine Auszeit und suche dir medizinischen Rat. Lasse dich bei ernstzunehmenden Burnout-Symptomen evtl. krankschreiben. Als Arbeitnehmer hast du das Recht auf volle Lohnfortzahlung bei Krankheit  — bis zu sechs Wochen pro Jahr. 

  6. Mache eine Therapie. Mittlerweile gibt es eine Reihe von Therapieansätzen, die gezielt für Burnout-Betroffene entwickelt wurden. Dazu gehört z.B. die kognitive Verhaltenstherapie. Auch Selbsthilfegruppen können helfen, sich von einem Burnout in der Pflege zu erholen. 


Fazit: Einen drohenden Burnout in der Pflege solltest du nicht ignorieren!

Eine Überlastung stellt sich nicht von heute auf morgen ein, sondern ist ein schleichender Prozess. Wenn du dich völlig ausgebrannt fühlst und dir Sorgen machst, ob ein Burnout hinter deinem Unwohlsein stecken könnte, ist es daher wichtig, schnellstmöglich zu reagieren.

In diesem Artikel haben wir dir gezeigt, welche Symptome und Ursachen für Burnout in der Pflege typisch sind. Mit unseren Tipps haben wir dir außerdem einige Möglichkeiten genannt, die bei der Prävention helfen können. Zum Abschluss noch der Rat: Wenn du bereits an einem Punkt bist, an dem gar nichts mehr geht, suche dir unbedingt Hilfe und lasse dich behandeln!